Paul Muller (05.06.1946 bis 19.06.2024)

Von Gabo Richter, Augsburg  (19. März 2025)

 

Letzte Woche erfuhr ich von Reinhard Schmode, dass Paul Muller im Juni 2024 verstorben ist.

Mich traf diese Mitteilung völlig unerwartet, hatte ich doch im letzten Jahr Ende Mai, also kaum drei Wochen vor
seinem Tod, noch lange mit Paul telefoniert. Er hatte mich angerufen, um zu fragen, wann Andy und ich denn endlich einmal wieder nach Pamproux kämen. Ähnlich erschüttert wie ich jetzt muss Paul damals gewesen sein, als ich ihm
von Andys Tod berichten musste.

50 Jahre sind eine lange Zeit – und auf eine ebenso lange Freundschaft konnten Paul und Andy zurückblicken!

Sie begegneten sich in den frühen 1970er Jahren in Sengenthal im Steinbruch – wo sonst? Paul holperte mit seinem
VW-Käfer in den Bruch. Das holländische Nummernschild machte neugierig – Andy fragte den blonden jungen Mann,
ob er auch der Fossilien wegen hier sei. – Klar! – Ob Interesse an fossilen Haizähnen bestünde, fragte Paul nun
seinerseits und öffnete die Kofferraumhaube – darin lagen dicht an dicht Haizähne aus Balegem – große Exemplare!!!

Paul war eine schillernde Persönlichkeit!
Geboren in Guadeloupe hatte er in seinem Leben etliche Höhen und Tiefen durchlaufen.

Den Hang zur Geologie hatte Paul wohl von seinem Vater "geerbt", der für eine der großen Erdöl-Kompanien arbeitete und mit seiner Familie viele Jahre im Ausland verbrachte. So begann also auch Paul ein Geologiestudium.

Er baute sich schon in jungen Jahren in Holland ein Fossilien-Museum auf, das er leider aber durch seine Scheidung verlor. Das hätte wohl so manchen dazu veranlasst, der Sammelei nun total frustriert den Rücken zu kehren.

Nicht so Paul!

Wie genau es ihn ins französische Pamproux verschlagen hat, weiß ich nicht, aber dort arbeitete er einige Jahre im Steinbruch "Moulin à vent". Mit dem Betreiber Alain Audis war er übereingekommen, dass er dort händisch in einer
sehr fossilträchtigen Bank des unteren Callov abbauen und einen Teil der geborgenen Fossilien behalten durfte.

In seinen diversen Behausungen in Pamproux gab es stets größere Fossillager, in denen sich Kaufwillige
sein reichhaltiges lokales Fossilangebot anschaun und manch schönes Stück daraus erwerben konnten.

Paul suchte bei jedem Wetter die Äcker in der Umgegend ab, kannte genauestens die "fündigsten" Felder
und wurde es nicht müde sich tausende von Malen nach den dort auswitternden Callov-Ammoniten zu bücken.
Denn eines hatte Paul: Ein scharfes Auge für Besonderheiten und eine gute Kenntnis der Materie.

Er belieferte holländische Großhändler ebenso wie ambitionierte Sammler, Spezialisten wie Professor Helmuth Keupp,
für den Paul nach pathologischen Ammoniten suchte, oder Bastler wie mich. Seine "Lochammoniten" (Ammoniten
deren innerste Windungen herausgewittert waren) habe ich für alle möglichen Geschenke für Andy verbastelt.

Da Paul sehr rührig war, brachte er auch aus Spanien Fossilien mit – wunderbare Seeigelplatten zum Beispiel, deren eine ihm beim Abbau (mit einer Leiter in unangenehmer Höhe!) sogar einige Rippenbrüche eintrug.

 

Die folgenden Bilder entstanden 1987 bei einer gemeinsamen Reise nach Spanien. Das wohl spektakulärste Ereignis
der ganzen Fahrt war das "Abseilen" über die Steilklippe in der Nähe des Küstenstädtchens Águilas. Da ging es ganz schön weit runter! Ich erinnere mich heute nicht mehr an Pauls Ausbeute – hoffentlich hat sich der Einsatz gelohnt!

Diese nächsten vier Bilder stammen aus den Jahren 1986, 1987, 1997 und 2004 – und eins wird hier schon klar:
Paul braucht zum reden UNBEDINGT seine Hände!!!

In den letzten Jahren bewohnte Paul ein kleines Haus direkt in Ortsmitte von Pamproux.

Wir haben ihn bei unseren Exkursionen zum Seuil de Pouitou jedes Mal gerne mit unseren Reisegruppen besucht.
Das war immer ein Highlight der Fahrt! Die folgenden Bilder stammen aus unterschiedlichen Jahren von den verschiedenen Besuchen:

 

Pauls geradlinig direkte mitunter fast schroffe, knappe Art war sein unverwechselbares Markenzeichen. Besonders eindrücklich war für mich eine Episode im Trefle au 4 feuilles Pauls Stammkneipe in Pamproux. Dort stellte er der Bedienung seinen langjährigen Freund Andreas eloquent mit den Worten vor: "Trente-cinq années – nous deux!" - unsereiner hätte da etwas wie "uns beide verbindet nun schon eine fünfunddreißig-jährige Freundschaft" gesagt...

Wir haben Paul in Pamproux besucht, waren zusammen mit ihm in Spanien unterwegs, trafen uns auf diversen
Fossilien-Messen und haben uns trotz der räumlichen Distanz nie aus den Augen verloren.

Bei meinem letzten Telefonat mit Paul musste ich ihm vom Tod seines Freundes berichten. Er erzählte mir vom Umzug in sein neues Haus in Pamproux – mit Garten. Wir haben geplaudert, als läge unser letztes Treffen kaum eine Woche zurück und nicht bereits sechs Jahre.

Für mich ist es ein schöner Gedanke, dass er nun wahrscheinlich wieder zusammen mit Andy über Fossilien fachsimpelt oder Ammoniten sucht.

Bedankt, Paul, voor alle prachtige ervaringen die we deelden,
voor de vele mooie herinneringen die blijven.

 

 



 

Seitenanfang
Impressum