nen Jahren bereits blütenbestäubende Vögel gab, ist davon auszugehen, dass sich auch einige Vertreter der Pflanzenwelt bereits an diese Form der Bestäubung angepasst hatte.

„Bisher gab es aus diesem erdgeschichtlichen Zeitraum keine Pflanzenfossilien, welche die Ornithophilie – also die Anpassung von Blüten an die Bestäubung durch Vögel – belegen“, ergänzt Paläobotaniker Wilde.

„Die typischen Merkmale vogelbestäubter Pflanzen, wie rote Blüten oder schwacher Duft, können aber fossil auch nicht erhalten bleiben“, vervollständigt Mayr. Umso wichtiger sind Funde, wie der Messel-Vogel, um die Vogel-Blüten-Beziehungen in der Erdgeschichte zu verstehen.

Abbildung 1 (oben):  Das in Messel gefundene Skelett des blütenbestäubenden Vogels. Foto Senckenberg.

Abbildungen 2 und 3 (oben):  Der fossile Vogel mit seinem aufschlussreichen Mageninhalt (Ausschnitt). Fotos Senckenberg.

 

 


 


Die Lösung unseres Kunsträtselchens

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (27. Mai 2014)

Abgesehen von der zufälligen Präsenz im schönen Wolf'schen Landschaftsstein aus dem Salzburger Flachgau hat das Gesicht noch eine weitere (ein wenig an den Haaren herbei gezogene...) Verbindung zu den Erdwissenschaften: Bei unseren (geologisch-paläontologischen!) Spanien-Exkursionen machten wir manchmal bei der Heimreise Station in Figueras.
Na, fällt Ihnen dazu was ein?

Obligatorisch war dort natürlich der Besuch des „Teatro Museo Salvador Dalí“, noch eingerichtet und ausgestattet zu Lebzeiten dieses größten aller Surrealisten (für mich). Dalí hat eine enorme Anzahl von Werken geschaffen, Bilder und „Objekte“, mit unglaublicher Phantasie, genialen Ideen und einer alle anderen Surrealisten überragenden handwerklichen Fertigkeit = „Kunst“.

Das Gesicht erinnert mich intensiv an einen von Salvador Dalí dargestellten Kopf, auf seinem wohl berühmtesten und für sein späteres Werk vergleichsweise eher dürftig ausgestatteten Bild. Ich spreche vom Bild mit den weichen, „schmelzenden“ und herab hängenden Uhren: „Die Beständigkeit der Erinnerung“. Öl auf Leinwand, 24 x 33 cm.
Es hängt im Museum of Modern Art in New York.

Bei Dalí ist das Auge zwar geschlossen, aber Form und Ausdruck des Gesichts stimmen gut überein. Meiner Meinung nach.

Ich kann Ihnen hier leider kein Bild zeigen – der Dalí-Nachlass wird extrem streng gehandhabt bezüglich der Wiedergabe-Rechte. Aber ich gebe Ihnen einen Link zur Darstellung des Bildes auf der Seite des MoMA:

[http://www.]moma.org/collection/browse_results.php?object_id=79018 [eckige Klammern nach Einsetzen des Links entfernen]

Herzlichen Dank an alle, die mitgemacht haben und mir Vorschläge schickten, leider weitestgehend falsch. Den ersten Schritt in die richtige Richtung machte Dr. Christoph Schindler, der bis Dalí vorgedrungen war, aber den Bildtitel nicht nannte (wie wir Bayern sagen: „Vorm Loch verreckt...“). Die Lösung kam dann in beispielhafter Art von Dr. Silvio Brandt, der soeben (10 Uhr 26; ein Spätaufsteher?) folgenden Text schickte:


„Hallo, lieber Andy,

mal (wieder) ein paar Worte zu deinem Rätsel. Die Muschel gefällt mir gut, so eine ähnliche gibt es auch schon im Zechstein (Astarte vallisneriana).

Ebenso gut gefällt mir die Kunst von Salvador Dalí, 1931 schuf er u.a. "The Persistence of Memory", „Die Beständigkeit der Erinnerung“. Das Bild ist nur 24 x 33 cm groß und befindet sich heute in New York im Museum of Modern Art.

Auch die Fossilien zeigen uns übrigens eine gewisse Beständigkeit in Form und Leben über viele Millionen Jahre.

Viele Grüße, Silvio“


Lieber Silvio, herzlichen Glückwunsch – die Muschel möge Deine Astarte als jüngere Schwester begleiten und sollte nach Möglichkeit neben ihr in der Sammlungs-Schublade liegen (bitte ein Foto als Beleg)!

Danke an alle fürs Mitmachen! Bis zum nächsten Rätsel!

Hier noch eine Verbindung Dalís zu den Geowissenschaften: Ich zeige ein Bild aus dem Innenhof des „Teatro Museo“. In die beiden grundsätzlich eher wirren Bildwerke integrierte er vielerlei Gegenstände, darunter auch einen Elefantenschädel. Aber Dalí verarbeitete als Motive oder gegenständlich auch Fossilien. Hier sehen wir die berühmten teils riesigen Steinkern-Schnecken („Naticopsis“) aus der Unterkreide des Maestrazgo in Nordost-Spanien. Foto A.E.R. 2006.

 

 


 


Kleines integriertes Rätsel (no. 10)

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (26. Mai 2014)

Das kleine beiläufig von der Redaktion in den großartigen Landschafts-Stein-Artikel von Gero Moosleitner integrierte Rätsel fand viel Zuspruch in der Leserschaft. Es kamen allerlei Lösungs-Vorschläge. Von denen leider keiner richtig war. Offenbar sieht auf dem stark bewegten Bild jeder ein anderes Gesicht.

Deshalb hier eine Hilfe in Form einer Konkretisierung des von mir gesehenen Gesichtes:

Die hiermit geschaffene Vereinfachung muss allerdings mit der Nennung des Bild-Titels ausgeglichen werden. Wir fragen also jetzt nach Künstler und Titel dieses 1931 geschaffenen Bildes.

Der erste Einsender einer richtigen Antwort erhält eine meisterhaft präparierte Muschel aus dem Mitteljura des Calvados:

Neocrassina obliqua (LAMARCK, 1819); Mitteljura; Oberbajoc (Garantiana-/Parkinsoni-Zone). Évrecy W Caen, Département Calvados. Muschel maximal 4,5 cm.

Lösungs-Vorschläge bitte an a.e.r.fossilien@t-online.de

 

 


 


Kältekünstler Mammut und Co.

  Von Judith Jördens, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen  (26.5.2014)
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung vom 26.5.2014.

Eiszeitforscher Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke von der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar hat den Ursprung der eurasischen Mammutfauna anhand von Fossilien aus über 500 Fundstellen rekonstruiert. Er kommt zu dem Schluss, dass nicht allein die globale Klimaabkühlung, sondern ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren die Entstehung und weite Ausbreitung der Mammutfauna verursachte. Die Studie ist online im Fachjournal „Quaternary Science Reviews“ erschienen.

Abbildung 1 (oben):  Mammutgruppe mit Jungtier in sommerlicher Eiszeitlandschaft. © Maler C. C. Flerov, Privatbesitz.

Wer an Mammuts denkt, hat sofort schneebedeckte Landschaften im Kopf – und tatsächlich gehörten die Eiszeitriesen zu den am besten an Kälte angepassten Säugetieren in der Erdgeschichte. Doch die entfernten Verwandten heutiger Elefanten bevölkerten einst – gemeinsam mit anderen eiszeitlichen Großtieren, wie Moschusochsen, Fellnashörnern, Saiga-Antilopen und Rentieren – sehr viel weitere Areale, als man vermuten würde.

„Diese ‚Mammutfauna‘ genannte Tiergruppe bewohnte während der letzten Kaltzeit des Eiszeitalters, etwa zwischen 100000 und 20000 Jahren vor heute, ein Gebiet von Spanien im Westen bis zum Pazifischen Ozean im Osten und von der Arktis im Norden bis zum Mittelmeer im Süden – ein wahrhaft gigantischer Lebensraum.“, erzählt Prof. Dr. Ralf-Dietrich Kahlke, Leiter der Senckenberg Forschungsstation für Quartärpaläontologie in Weimar.

Abbildung 2 (oben):  Schädel des mit 460000 Jahren ältesten Fellnashorns Europas aus einem fossilen Gletscherwasser-Delta bei Bad Frankenhausen in Thüringen; weltweit einziger Schädel der Art Coelodonta tologoijensis. © Sammlungen Senckenberg Weimar. Foto T. Korn.

In mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit hat Kahlke Fossilien aus den vergangenen 2,6 Millionen Jahren der Erdgeschichte von mehr als 500 Fundstellen aus dem gesamten eurasischen Raum analysiert. So konnte er erstmals Hauptregionen benennen, in denen sich Tierarten über mehrere Millionen Jahre hinweg zu kälteresistenten Begleitern der Mammuts entwickelten.

„Es zeichnen sich deutlich zwei Hauptquellen für den Ursprung der Mammutfauna ab: Zentralasiatische Steppen im Süden und arktische Tundren im Norden.“, erklärt Kahlke.

Durch die Kollision der indischen und afrikanischen Kontinentalplatten mit Eurasien vor etwa 50 Millionen Jahren entstanden  Hochgebirgsketten, die sich von den Pyrenäen im Westen bis zum Himalaya und dem Tibet-Plateau im Osten erstreckten. Diese natürlichen Barrieren unterbanden den Zustrom feuchter Meeresluft aus dem Süden; als Folge dehnten sich in Zentralasien zunehmend steppenartige Landschaften aus. Der Veränderung der Landschaft folgte eine Anpassung der dortigen Tierwelt: Säugetiere, wie Saiga-Antilopen und frühe Fellnashörner gewöhnten sich an die trockenen Verhältnisse und  zunehmend ausgeprägten jahres- und tageszeitliche Temperaturschwankungen. „Beste Voraussetzungen, um in späteren Eiszeitfaunen zu überleben!“, stellt der Weimarer Quartärpaläontologe fest.

Abbildung 3 (oben):  Saiga-Antilopen: Stirnbeine eines heutigen Tieres aus Kasachstan mit erhaltenen Hörnern (links) und eines Eiszeitfundes aus Pahren in Thüringen mit knöchernen Hornzapfen. © Sammlungen Senckenberg Weimar. Fotos T. Korn.

Frühe Tundrengebiete im hohen Norden bildeten den zweiten Herkunftsraum für Tiere der späteren Mammutfaunen. Durch extraterrestrisch verursachte Abkühlungen der Atmosphäre und damit verbundene Veränderungen von Meerestemperaturen und -strömungen, Meeresspiegelhöhe und kontinentaler Küstenlinien entstanden in der Zeit vor 2,9 bis 2,6 Millionen Jahren ein zirkumpolarer Tundrengürtel. Diese neuen Kältesteppen eröffneten einigen Säugetieren kleiner und mittlerer Körpermasse neue Entwicklungsmöglichkeiten. Es entstanden beispielsweise Rentiere und Moschusochsen – zwei Tierarten, die sich später erfolgreich in die eiszeitlichen Mammutfaunen einreihten.

Vor etwa 460000 Jahren verschwand der taigaähnliche eurasische Waldgürtel, der Steppe und Tundra getrennt hatte. Mammuts, Fellnashörner und Saiga-Antilopen wanderten aus dem innerasiatischen Raum bis nach Mitteleuropa. Aus dem Norden kamen Moschusochse, Rentier und Polarfuchs und die am besten an Trockenheit und Kälte angepassten Säugetiere beider Regionen vereinten sich in einer einzigen Tierwelt – der Mammutfauna.

„Die vielschichtige Entstehung zeigt: Nicht allein die globale Klimaabkühlung war der Schlüssel für die erfolgreiche Entwicklung der Mammutfauna. Vielmehr waren es mehrere Faktoren – geologische, biologische, klimatische und ökologische –, die letztlich zu der weiten Ausbreitung der Eiszeittiere führten.“, resümiert Kahlke.

Doch so erfolgreich die eiszeitlichen Großsäuger auch waren, die Klimaerwärmung und die Wiederbewaldung weiter Gebiete Eurasiens ab etwa 12000 Jahren vor heute führte schließlich zum Untergang der am erfolgreichsten an die Kälte angepassten Tierwelt in der Entwicklungsgeschichte der Erde.

Als echte Überlebenskünstler des Eiszeitalters erwiesen sich Rentier, Moschusochse und Saiga-Antilope, die in ihren angestammten Herkunftsgebieten, der arktischen Tundra und der kontinentalasiatischen Steppe, bis heute existieren.

Publikation: Kahlke, R.-D. (2013): The origin of Eurasian Mammoth Faunas (Mammuthus-Coelodonta Faunal Complex), Quaternary. Science Reviews.
[http://]dx.doi.org/10.1016/j.quascirev.2013.01.012   
[eckige Klammern nach Einsetzen des Links entfernen]

 

 


 


Schwämme aus dem Massenkalk der Heidenheimer Alb

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (25. Mai 2014)

Ein in den Kreisen ortsansässiger Sammler höchst gerühmter Fundort auf der Westalb (Schwäbische Alb) lieferte über mehrere Jahre hinweg eine grandiose Fauna aus dem oberen Oberjura. Es handelt sich um einen Steinbruch bei Söhnstetten (westlich von Heidenheim an der Brenz/Württemberg). Die dort in einem kleinräumigen Vorkommen erschlossenen Sedimente der Mergelstetten-Formation des Oberkimmeridge (= entsprechend der früheren lithologischen Unterteilung Liegende Bankkalk-Formation/Zementmergel-Formation; Quenstedt Weißjura epsilon/zeta pars) – führten eine überaus reiche Echinodermen-Schwamm-Fauna („Echinodermen-Schwammkalk-Fazies“). Die dunklen bis braunen Mergel und Kalkmergel waren an einer steilen Böschung auf einer Fläche von etwa 20 x 10 Meter erschlossen. Man konnte die Fossilien auf der Fläche oder am Böschungsfuß aufsammeln, „abklauben“, wie der Schwabe sagen würde.

Mittlerweile fiel die Fläche dem Abbau zum Opfer. Sie wurde vollkommen abgetragen, was ein herber Verlust für die Fossiliensammler der Gegend ist.

Die Fauna bestand vor allem aus Schwämmen verschiedener Art, meist nicht sehr groß (1 bis 4 Zentimeter), aber in feinster Erhaltung. Dominant waren die Arten der Kalkschwämme Endostoma und Corynella alata (GOLDFUSS, 1826). Brachiopoden waren seltener; unter anderem trat auch die eher seltene Art Cheirothyris fleuriausa (ORBIGNY, 1850) auf, daneben Juralinen. Berühmt war die Sammelstelle vor allem wegen der Stachelhäuter wie den begehrten Gehäusekapseln der Seeliliengattungen Pomatocrinus und Millericrinus und wegen der Seeigel-Coronen, darunter vor allem Plegiocidaris, selten sogar Rhabdocidaris. Seelilien-Stielglieder waren sehr häufig und hin und wieder fand man auch schöne Seelilien-Wurzelstöcke.

Ich zeige hier einige Schwämme aus diesen Schichten. Sie wurden natürlich nicht so gefunden, wie sie jetzt aussehen, sondern erst durch die Präparation zu schönen Sammlungs-Stücken gemacht, die dank der Tensid-Präparation feinste Details zeigen. Eine Assemblage von sechs Schwämmen habe ich auf eine Plexiglas-Scheibe geklebt.

Im Leitfossil erschien eine Reihe von Beiträgen über Fossilien von dieser Lokalität, z.B. von Gabo Richter (2010): Schwamm drüber! (Funde; 26.8.2010; 3 S., 5 Abb.).

Abbildung 1 (oben):  Sammler am ehemaligen fossilreichen Hang im Söhnstettener Steinbruch.

Abbildung 2 (oben):  Eine Gruppe von 6 Schwämmen; 5 davon gehören zur Art Corynella alata (?Endostoma sp.), wobei früher mehrere Arten innerhalb dieser Gattung unterschieden wurden: Bei gleichmäßig rundem Umriss stellte man die Form zu „Corynella quenstedti“, bei mehr oder weniger sternförmiger Form zu Corynella alata; dazwischen gibt es alle Übergangsformen. Solche Morphologien sind natürlich bei Schwämmen absolut unmaßgeblich. Der Schwamm vorne links gehört zu Enaulofungia glomerata (QUENSTEDT, 1857). Die Schwämme wurden auf eine Plexiglas-Scheibe montiert; Abmessungen 10 x 5,5 cm.

Abbildung 3 bis 6 (oben):  Ansichten von dreien der sechs auf die Platte montierten Schwämmen. Schrägansicht (Durchmesser maximal 1,4 cm) und Ansicht von oben (Durchmesser maximal 1,9 cm) von zwei im Umriss unregelmäßigen Schwämmen, unten links ein Schwamm mit rundem Querschnitt (Durchmesser maximal 1,3 cm), alle mit gleichartigem Bau. Unten rechts ein Schwamm mit kantigem Umriss und etwas anderer Struktur (Durchmesser maximal 2,7 cm). Fossile Schwämme sind nur in Ausnahmefällen von der äußeren Form her zuordenbar, weshalb ich hier zusammenfassend sagen würde: Corynella alata heißen die Burschen, nach der Priorität wähle ich diesen Namen, einfach so, damit wir eine Hausnummer haben. Möglich ist auch die Zugehörigkeit zu einer Endostoma-Art. Sehr schön beim Exemplar unten rechts die Oberfläche und die Braunfärbung, die an einen rezenten Badeschwamm erinnern.

Abbildung 7 (oben):  Starke Vergrößerung der Oberseite des Schwammes auf Abbildung 6 (= voriges Bild, unten rechts) mit gut erkennbarem Fasergerüst. Auf dem Bild links unten das Osculum; die Öffnung rechts wurde durch Fremd-Organismen (Fraß) verursacht. Die Farbe des Schwammes ist verfälscht. Foto mit DigiMicro.

Abbildung 8 (oben):  Eine Kolonie der Art Enaulofungia glomerata (QUENSTEDT, 1857) (das Exemplar unten links auf der Scheibe auf Abbildung 2) mit teilweise erhaltener Deckschicht (Pinacoderm) und mehreren aufgewachsenen Jungschwämmen. Maximal 3,1 cm.

Abbildung 9 (oben):  Starke Ausschnitts-Vergrößerung aus der Schwamm-Kolonie von Abbildung 8. Man erkennt verschieden große juvenile Exemplare; gut erkennbar Fasergerüst und Deckschicht. Foto mit DigiMicro.

Abbildung 10 (oben):  Ein anderer „Stock“ der Art Enaulofungia glomerata; maximal 3,8 cm.

Abbildung 11 (oben):  Kalkschwamm ["Corynella alata"; "Corynella quenstedti“; "Endostoma costata" (STAHL)] mit interessanter Querschnitts-Verringerung; Höhe 3,6 cm, Durchmesser maximal unten 1,7 cm, oben 1,4 cm.

Abbildung 12 (oben):  Ein weiterer Kalkschwamm in Schräg-Ansicht, Ansicht von oben und von unten mit basaler Aufwuchs-Fläche, wobei ich nicht sagen kann, um welchen Organismenrest es sich dabei handelt. Höhe 3,1 cm, Durchmesser maximal 1,9 cm.

Abbildung 13 (oben):  Stark vergrößerter Oberflächen-Ausschnitt (Fasergerüst) des auf Abbildung 10 gezeigten Schwammes. Foto mit DigiMicro.

Abbildungen 14 und 15 (oben):  Zwei stark vergrößerte Ansichten aus dem Osculum-Bereich zweier der hier gezeigten Schwämme; die Decksicht ist partiell erhalten. Fotos mit DigiMicro.

Abbildungen 16 bis 18 (oben):  Drei Ansichten des Basal-Sockels des Schwammes von Abbildung 10. Man sieht den wulstigen Aufwuchs-Rand und die Aufwuchs-Fläche. Fotos mit DigiMicro.

Abbildung 19 (oben):  Ein sehr gut erhaltener Seeigel vermutlich der Art Plegiocidaris propinqua (MUENSTER in GOLDFUSS, 1826), fotografiert wie gefunden. Gesammelt von Sammlung Waltraud Kaipf bei einer Richter-Exkursion im August 2010.

Literatur-Hinweise

Müller, W. (1984):  Die Kalkschwämme der Unterordnung Inozoa STEINMANN aus dem Oberen Jura von Württemberg
     (SW-Deutschland). Stuttgarter Beitr. Naturkunde, B, 100, 85 S., 4 Abb., 24 Tafeln.
     Im Internet [eckige Klammern entfernen): [http://]biodiversitylibrary.org/page/30060323#page/253/mode/1up
Nose, M. (2014): Kalk- und Kieselschwämme aus dem Oberjura der östlichen Schwäbischen Alb. Freunde Bayer.
     Staatssamml. Paläont. Histor. Geologie, Jahresbericht 2013 und Mitteilungen. S. 28-35, 4 Abb.

Sammlung und Fotos A.E.R., wenn nicht anders angegeben.

 

 



Wattbewohner mit Migrations-Hintergrund

  Verena Müller, Netzwerk-Forum zur Biodiversitätsforschung  (22. Mai 2014)
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung vom 22.5.2014

Seit Beginn seiner Erforschung hat sich das Wattenmeer noch nie so stark in seiner Artenwelt verändert, wie in den letzten 15 Jahren. Bisher sind durch eingeschleppte Arten noch keine alten ausgestorben. Doch das könnte sich ändern. Denn zunehmende Wassertemperaturen schaffen nicht nur eine lauschige Atmosphäre für Exoten aus wärmeren Gewässern. Sie wecken auch „ökologische Schläfer“. Also Neulinge, die sich erst durch den Temperaturanstieg massenweise vermehren können. Für empfindliche Ökosysteme wie das Wattenmeer oder Inseln ist das besonders gefährlich. Darauf will auch das Motto „Inseln und ihre Küstengewässer“ des heutigen Internationalen Tags der Biodiversität aufmerksam machen.

Die Füße schmatzen. Die Luft schmeckt salzig. Das Wasser hat sich in den Atlantik zurückgezogen. Möwen schreien. Dazwischen eine Gruppe naturverbundener Gourmetfreunde und gourmetbegeisterter Naturliebhaber, in der Hand ein Messer. Vor ihnen ein Berg zusammengewachsener Austern.

Bald schmatzt es nicht mehr nur unter den Füßen, sondern auch in den Mündern. Und der Salzgeschmack auf den Lippen rührt nicht mehr von der Luft, sondern dem Austernfleisch. So mancher Feinschmecker hat sogar eine Flasche Champagner im Gepäck. „Bon Appetit“ könnte man denken. Doch weit gefehlt. „Guten Appetit“, ruft einer. Denn Austern und Champagner werden hier nicht an der französischen Küste geschlemmt. Sondern im Watt vor der Nordseeinsel Juist.

„Die Austern hier sind eigentlich ganz schön gewiefte Eindringlinge. Die kommen ursprünglich aus dem Pazifik vor Japan und Südkorea“, erklärt Achim Wehrmann vom Forschungsinstitut Senckenberg in Wilhelmshaven. Bereits in den 1970er Jahren wurden sie von Muschelfarmern hierher gebracht. Damals glaubte man, dass die Pazifische Auster ökologisch keinen Ärger machen würde. Zum Laichen braucht sie schließlich Wassertemperaturen von 20 Grad. Doch heute wird die Nordsee im Sommer regelmäßig so warm. Die Pazifikauster konnte also Abermillionen an Larven produzieren, die aus den Aquakulturen ausbrechen und heute die Nordseeküste von den Niederlanden bis nach Dänemark besiedeln.

Trotz anfänglichem Chaos Chaos im Ökosystem haben sie sich indessen gut mit den heimischen Tier- und Pflanzenarten arrangiert. Warum sich also nicht einfach über die positive Seite des Klimawandels und eine neue exotische Delikatesse vor der Haustür freuen?

„So einfach ist es leider nicht“, gibt Wattforscher Wehrmann zu Bedenken. „Jede neue Art, und ist sie selbst noch so friedlich, kann ein Einfallstor für weitere neue Arten bieten.“ Darunter auch weniger harmlosen. „Was wäre, wenn dadurch nun wohlige Bedingungen für eine für Mensch und Tier giftige Alge geschaffen werden um sich breit zu machen?“

Besonders verwundbar für Bioinvasionen sind nicht nur verhältnismäßig artenarme Ökosysteme wie das Wattenmeer, sondern auch Inseln. Denn hier haben sich seit jeher, isoliert vom ständigen Artenwandern an Land, sehr eigene evolutionäre Prozesse abgespielt. Da außerdem große Landraubtiere meist fehlen, leben hier viele Arten, die ihre Flucht- und Schutzinstinkte verloren haben. Arten wie der der zu traurigen Berühmtheit gelangte Dodo, ein flugunfähiger, mehr als putengroßer Vogel. Ende des 17. Jahrhunderts starb er auf der Insel Mauritius aus, nachdem der Mensch dorthin kam - Ratten, Schweine und Katzen im Gepäck, die dem Dodo und seinen Bodennestern schnell den Garaus machten.

Ähnlich dem Dodo gerieten im Laufe des letzten Jahrhunderts zahlreiche auf Inseln beheimatete Arten durch invasive Arten unter Druck. In den letzten 400 Jahren sind rund 720 Arten nachweislich ausgestorben. Fast die Hälfte davon auf Inseln.

Auf das Problem will auch der heutige Internationale Tag der Biodiversität unter dem Motto „Biodiversität der Inseln und Küstengewässer“ aufmerksam machen. Seit 1992 erinnert der Tag an die Einigung auf das Internationale Übereinkommen zur Biologischen Vielfalt (CBD, Convention on Biodiversity), das auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro unterzeichnet wurde und sich zum Ziel gesetzt hat, die Biologische Vielfalt auf der Erde zu erhalten.

„Bisher hatten wir im Wattenmeer und auf den Nordseeinseln noch Glück. Alte und neue Arten haben sich immer irgendwie arrangieren können“, so Wehrmann. Auch die Menge an Neulingen sei noch vergleichsweise gering gewesen. Vor allem die niedrigen Wassertemperaturen haben dafür gesorgt, dass aus wärmeren Gebieten mitgereiste Tiere und Pflanzen relativ geringe Überlebenschancen hatten. Doch nun kommt die Meereserwärmung durch den Klimawandel als neues Phänomen hinzu. Auch schon lange im Wattenmeer bekannte, neue Arten wie die Amerikanische Pantoffelschnecke könnten sich dann von einem „ökologischen Schläfer“ in eine echte Invasion entwickeln. An manchen Stellen kann man heute bereits bis zu 1500 Exemplare auf einem Quadratmeter finden - im Vergleich zu Frankreich bisher noch wenig. Der Grund: Sie verträgt die bisher noch kalten Nordsee-Winter nur schwer und bis zu 90 Prozent sterben. Die Strände der Nordseeinsel sind dann mit vielen tausend Pantoffelschnecken-Leichen übersät.

Hin und wieder scheint also die Natur selbst das Wattenmeer von neu eingedrungenen Arten zu reinigen. Das könnte sich in Zeiten von Klimaerwärmung und milderen Wintern nun ändern. Lässt sich also abwarten, welcher Neuling als nächstes auf der (Watt-)Matte steht.

Zum vollständigen Artikel: [http://www.]biodiversity.de/index.php/fuer-presse-medien/top-themen-biodiversitae [eckige Klammern nach Einsetzen des Links entfernen]

Mehr Geschichten rund um die Insel Juist und ihre Biologische Vielfalt, über invasive Muscheln und andere Einwanderer: Im Buch "Biodiversität – Unsere wertvollste Ressource" von NeFo-Koordinator Carsten Neßhöver: [http://www.]herder.de/buecher/details?k_tnr=6598 [eckige Klammern nach Einsetzen des Links entfernen]

Abbildung (oben):  Die positive Seite des Klimawandels? Exotische Auster in der Nordsee. Foto Gerda Bröcker, watthanse.de.

Abbildung (oben): Traurige Berühmtheit: Der Dodo, das Wappentier Mauritius, starb durch eingeschleppte Ratten gegen 1690 auf der Insel aus. Die Radierung zeigt „The Dodo and the Guiney pig“; Tafel 294 aus „ Gleanings of natural history, exhibiting figures of quadrupeds, birds, insects, etc“ (1760) von George Edwards; London Royal College of Physicians.

 





Fossilfund in den Alpen: Einblicke in die Lebenswelt der urzeitlichen Tiefsee

  Thomas Richter, Georg-August-Universität Göttingen  (22. Mai 2014)
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung vom 21.5.2014

Fossilien aus der Tiefsee werden mit zunehmendem erdgeschichtlichem Alter immer seltener. Dennoch ist es einem internationalen Forscherteam unter Beteiligung von Wissenschaftlern der Universität Göttingen gelungen, in etwa 180 Millionen Jahre alten Ablagerungen [unterer Unterjura] in den Salzburger Alpen [Glasenbachklamm] fossile Überreste von fast 70 verschiedenen Tiefsee-Organismen zu finden. Die Bedeutung der Tiefsee als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt ist deshalb wesentlich größer als bisher angenommen. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B erschienen.

Durch einen Vergleich mit heute noch lebenden Verwandten konnten die Forscher zeigen, dass die Anpassung an die Tiefsee zwar vor Aussterben schützt, sie deswegen aber noch nicht das Ende der Evolution von Organismen bedeutet, die im harten Konkurrenzkampf in küstennahen Regionen nicht mehr bestehen können. Im Gegenteil, die Studie zeigt einen dynamischen Austausch von Artenvielfalt zwischen Tiefsee und Schelfmeeren. „In den vergangenen Jahren hat sich unter Biologen die Meinung etabliert, die Lebenswelt der Tiefsee sei im Zuge von Massenaussterben und globalen Veränderungen der Ozeane wiederholt ausgelöscht und durch Einwanderer aus den flachen Meeresgebieten ersetzt worden“, erklärt Ben Thuy, Erstautor der Studie vom Naturhistorischen Museum in Luxemburg, vormals Universität Göttingen.

Da Überreste von Organismen aus der Tiefsee jedoch nur selten als Fossilien gefunden werden, war eine direkte Überprüfung dieser Annahme bisher kaum möglich. Die nun entdeckten Fossilreste stammen von Seeigeln, Seesternen, Schlangensternen, Seelilien, Schnecken sowie den sogenannten Armfüßern, die heute in der Tiefsee sehr häufig und artenreich sind [Anmerkung der Redaktion: ????]. Aber wie kommen Tiefsee-Fossilien überhaupt in die Alpen? „Durch Plattentektonik wurden die Ablagerungen des damaligen Ozeans im Laufe von Jahrmillionen zu einem Gebirge aufgefaltet. So bieten die Alpen einmalige Einblicke in längst ausgestorbene Ökosysteme, selbst aus großen Meerestiefen“, so Thuy. Etliche der untersuchten Fossilien sind die ältesten Nachweise ihrer Familien – älter als ihre Verwandten aus Ablagerungen von küstennahen Schelfmeeren.

Diese Tiergruppen entstanden deshalb in der Tiefsee und sind nicht, wie bisher vermutet, aus dem Flachwasser in die Tiefsee abgewandert. Zudem kennt man etliche der jetzt in den Alpen gefundenen Organismen seit Jahrmillionen nur noch aus Tiefsee-Ablagerungen, aber nicht aus Flachmeer-Ablagerungen. „Das passt nicht zur gängigen These vom Massensterben in der Tiefsee mit nachfolgender Neubesiedlung aus den Schelfmeeren“, sagt Mitautor Dr. Steffen Kiel von der Universität Göttingen. „Die Tiefsee spielt eine wesentlich größere Rolle als Ort der Entstehung und der Erhaltung von Artenvielfalt als bisher angenommen. Um so kritischer sollten die Auswirkungen der tiefen Schleppnetz-Fischerei und des aktuell geplanten Erzabbaus in der Tiefsee geprüft werden“, ergänzt Thuy.

Publikation: Ben Thuy et al. (2013): First glimpse into Lower Jurassic deep-sea biodiversity: in-situ diversification and resilience against extinction. Proceedings of the Royal Society B. Doi: [http://]dx.doi.org/10.1098/rspb.2013.2624

Abbildung 1 (oben):  Fossile Schnecke aus den Tiefsee-Schichten der Salzburger Alpen. Foto Ben Thuy.

Abbildung 2 (oben):  Heutiger Schlangenstern (Präparat) aus der Tiefsee, ähnlich denen, die in den Tiefsee-Schichten der Salzburger Alpen gefunden wurden. Foto Ben Thuy.

 




 


Ein wunderbares Nautiliden-Geschenk

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (17. Mai 2014)

Bei der letzten Veranstaltung der „Augsburger Fossilienfreunde“ – das war am vergangenen Freitag (16. Mai) - überraschte mich unser altgedienter Fossilienfreund Norbert Polkehn in sehr angenehmer Weise. Er überreichte mir vollkommen formlos („einfach so“) zerknülltes Zeitungspapier – nanu? Darin steckte ein großartiger Nautilus aus Bretteville-sur-Odon (Calvados), meisterhaft präpariert und in optimaler Anordnung auf Gestein belassen.

Und da Nautiliden dieser Art im Bajocien (mittlerer Mitteljura) des Calvados relativ häufig auftreten (wenn auch nur selten in der Qualität des gezeigten Stückes!), werde ich ein wenig über die Form erzählen. Das ist gleichzeitig ein Dank an Norbert Polkehn für sein großzügiges Geschenk.

Das Gehäuse stammt von einer schon klassisch zu nennenden Fundstelle, die zwar zeitlich nicht weit zurückliegt, aber für immer vergangen ist. In der zweiten Hälfte der 1990er Jahre wurden beim Bau des Boulevard Peripherique im Westen und Südwesten von Caen an mehreren Stellen Schichten des Unterjura (seltener) und vor allem des unteren und mittleren Mitteljura angefahren. Die Fossilausbeute war großartig, wenn auch später etwas überschattet durch Begehungsverbote seitens der Baufirma. Was vermutlich wieder einmal durch Böschungsgräber ausgelöst wurde, die in fertigen Straßenbereichen abbauten.

Eine dieser Lokalitäten lief unter der Bezeichnung „Bretteville-sur-Odon“. Diese Gemeinde liegt zwischen dem westlichen Stadtrand von Caen, der Départements-Hauptstadt des Calvados, und unmittelbar östlich des Stadtautobahn-Ringes der N 84. Hier wurden vor allem Schichten des Bajocien (mittlerer Mitteljura) angeschnitten, die teils eine reiche und sehr gut erhaltene Fauna führten.

Erstaunlicherweise treten hier im Bajocien des Calvados, also u.a. westlich und südwestlich von Caen und bei Bayeux, ungewöhnlich viele Nautiliden auf. Die Zuordnung war problematisch bis zur Revision der jurassischen Nautiliden in Alcide d'Orbignys Sammlung, wobei sich herausstellte, dass sehr viele diese Nautiliden aus dem Bajocien des Calvados zu einer bisher unbeschriebenen Art gehören.

Es handelt sich dabei um die Art Cenoceras (Metacenoceras) moutierense, errichtet 1994 von Henri Tintant bei der Revision der Nautiliden in Alcide d'Orbignys „ Paléontologie Française. Vol. I - Céphalopodes jurassiques“. Holotypus ist ein Exemplar aus d'Orbignys Sammlung (no. 2129). Das Gehäuse (Abbildung 5) wurde von d'Orbigny als Nautilus lineatus J. SOWERBY, 1816, bestimmt und in seinem Atlas abgebildet.

In d'Orbignys Sammlung liegen unter diesem Namen viele Nautiliden, die aber zu verschiedenen Arten gehören. Darunter ist auch eine Suite mit Exemplaren aus dem unteren Bajocien von Moutiers-en-Cinglais südlich von Caen, Département Calvados, mit gleichartigen morphologischen Merkmalen. Auf diesem Material errichtete Tintant seine neue Art und bestimmte das von d'Orbigny in den „Céphalopodes jurassiques“ abgebildete Gehäuse als Holotypus.

Als Besonderheit liegt im Nautiliden-Gehäuse im Bereich des innersten Wohnkammer-Bereiches, also unmittelbar vor dem letzten Septum, eine Muschel [Neocrassina obliqua (LAMARCK, 1819)]. Sie wurde in die Wohnkammer eingespült und zusammen mit dem Nautiliden-Gehäuse fossilisiert.

Zitierte Literatur

Tintant, H. & J. R. Geyssant (1994): Nautiloides. In: J.-C. Fischer (Herausgeber): Révision Critique de la Paléontologie
     Francaise. XII + 340 S., 41 Textabb., 90 Tafeln, mit dem kompletten Nachdruck der Paléontologie Française. Vol. I -
     Céphalopodes jurassiques.

Abbildung 1 (oben):  Das Geschenk im zerknüllten Zeitungspapier – eine echte Überraschung!

Abbildung 2 (oben):  Das Cenoceras (Metacenoceras) moutierense TINTANT, 1994, zusammen mit einem Bild von Norbert Polkehn – danke, Norbert! Phragmokon mit Wohnkammer-Bereich; Durchmesser ca. 11 cm. Mittleres Bajocien; Bretteville-sur-Odon W Caen, Départment Calvados, Normandie/Frankreich.

Abbildung 3 (oben):  Das Gehäuses ventral und von der Mündung her gesehen. Auf dem rechten Bild (Mündungs-Ansicht) ist die Muschelklappe der Art Neocrassina obliqua (LAMARCK, 1819) zu sehen; maximal ca. 4,5 cm.

Abbildung 4 (oben):  Cenoceras (Metacenoceras) moutierense; Blick auf die linke Flanke. Das Gehäuse ist bis in den tiefen Nabel hinein präpariert.

Abbildung 5 (oben):  Tafel 31 aus d'Orbignys „Céphalopodes jurassiques“ mit der Darstellung eines „Nautilus lineatus“ J. SOWERBY, 1816. Das Original dazu ist der Holotypus der Art Cenoceras (Metacenoceras) moutierense TINTANT, 1994 und hat einen Durchmesser von 8 cm.

Sammlung und Fotos Gabo & A.E.R.

 

 


 


Rätsel no. 9 – die Lösung

 Von Andreas E. Richter, Augsburg  (17. Mai 2014)

Es kamen eine ganze Reihe von Lösungsversuchen, von denen aber die meisten– sozusagen – nach zwei Drittel des Weges endeten. Zwei Begriffe wurden richtig genannt, immer „Holz“ und „Gagat“, der dritte fehlte oder war falsch: Also – gefragt war nach drei „Sachwörtern“ (Substantiven) und der dritte gefragte Begriff war „Calcit“ oder „Kalkspat“.

Die erste komplett richtige Lösung schickte uns Dr. Volker Kriegisch, Schifferstadt – herzlichen Glückwunsch zu Wissen und Kombinationsgabe! Er erhält das Acanthopleuroceras aus der klassischen Lokalität Fresney-le-Puceux in der Normandie. Klassisch insofern, als hier jahrzehntelang wunderbare Fossilien aus dem Unterjura (Pliensbach, Toarc) und dem Mitteljura (Aalen) gesammelt werden konnten, eine Begehung und Aufsammlungen in den letzten Jahren aber nicht mehr geduldet wird.

Herzlichen Dank an alle fürs Mitmachen!

Beim Rätsel-Objekt handelt es sich um ein für die Lagerstätte relativ großes Stück fossiles „Holz“ (vermutlich von einer Araukarie) in Form einer polierten Platte (ca. 24 x 14,5 cm), geschnitten quer zur Höhenwachstums-Achse. Ein Teil des Holzes ist lignitisch erhalten und partiell strukturzeigend, wobei die Holzstruktur nur vage erkennbar ist. Größere Bereiche der Scheibe bestehen aus „Gagat“, einer Art fossiler Kohle (Pechkohle). Stark vereinfacht gesagt ist Gagat ein im Zuge der Fossilisation überprägtes „gagatisiertes“ lignitisches Holz (Braunkohlen-Holz). Die Umwandlung erfolgte unter Luftabschluss und hohem Druck, möglicherweise unter dem Einfluss höherer Temperaturen.

Für das Auftreten von Gagat sind z.B. die Schichten des süddeutschen Posidonien-Schiefers (oberer Unterjura; Holzmaden, Dotternhausen...) bekannt und die etwa gleichaltrigen Vorkommen in den „Whitby“-Lagerstätten an der ostenglischen Küste. Hier heißt Gagat „Jet“ („Jett“). Das Holz dürfte hier wie dort von einer jurassischen Auraukarie stammen. Entsprechende Gagat-Bildungen findet man z.B. auch in den südfranzösischen Toarcien-Schichten der Grands Causses.

Vor allem in England, aber auch in Süddeutschland wurde der polierfähige Stein geschnitten und zu Schmuckstücken verarbeitet („Trauerschmuck“; vor allem in der victorianischen Zeit bzw. in Deutschland in der Biedermeier-Zeit). Die Herstellung von Schnitzereien war insofern problematisch, als der Stein zwar leicht bearbeitbar ist, aber sehr spröde und sehr leicht bricht.

Der dritte gesuchte Begriff war „Kalkspat“ oder „Calcit“ . Die weißen Adern und Flächen , strichartig, netzförmig oder auch kräftiger und flächig-massiv bestehen aus dem Mineral Kalkspat (CaCo3). Die Kalkspat-Einlagerung erfolgte im Bereich vorhandener Risse und Sprünge, vornehmlich aber (vermutlich) durch Verdrängungs-Kristallisation ausgehend von vorgezeichneten Haupt-Bruchlinien/Störungsflächen.

Abbildung 1 (oben):  Fossiles Holz mit Gagat („Jet“). Eine polierte Scheibe mit den Abmessungen von ca. 25 x 15 x 2,5 cm (in dieser Größe sehr selten) aus dem Unterjura (Untertoarc; Schwarzjura epsilon; Posidonien-Schiefer) von Holzmaden, Schwäbische Alb/Württemberg. Teils mit strukturerhaltenem Holz,