L E I T F O S S I L I E N




 
Leitformen der Biostratigraphie = "Leitfossilien"

 

 




 

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Die ersten Leitfossilien sind veröffentlicht - siehe Inhaltsverzeichnis unten. In der Folge werden wir in Wort und Bild weitere Zonenleitfossilien präsentieren, in bunter Folge, aus allen Systemen, also ohne chronologische Abfolge.

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Inhalt Leitfossilen

Die Anordnung der Beiträge erfolgt im stratigraphischem Sinn, vom Liegenden zum Hangenden, nicht nach der zeitlichen Abfolge.

Oberjura:  Pseudhimalayites uhlandi  (Victor Schlampp; 3.6.2008)  (5 Seiten, 5 Abb.)
Oberjura: Taramelliceras (Metahaploceras) kobyi wegelei SCHAIRER, 1972
     (Victor Schlampp; 11.10.2008)  (8 S., 6 Abb.)
Oberjura:  Sutneria platynota   (Victor Schlampp; 9.11.2004)  (3 Seiten, 3 Abb.)
Oberjura:  Sutneria galar   (Victor Schlampp; 9.11.2004)  (2 Seiten, 1 Abb.)
Oberjura:  Subnebrodites planula   (Victor Schlampp; 13 8.2006)  (5 Seiten, 5 Abb.)
Oberjura:  Clambites hypselus  (Victor Schlampp; 15 10.2006)  (6 Seiten, 5 Abb.)
Oberjura:  Epipeltoceras bimammatum   (Victor Schlampp; 7.1..2007)  (3 Seiten, 3 Abb.)
Unterjura:  Prodactylioceras davoei  (Andreas E. Richter; 21.4.2005)  (7 Seiten, 8 Abb.)
Unterjura:  Echioceras raricostatum (ZIETEN, 1831)  (Andreas E. Richter; 3.6.2010)  (9 Seiten, 14 Abb.)

 

 




  J U R A




 
Oberjura




 


Pseudhimalayites uhlandi (OPPEL, 1863)

  Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (3. Juni 2008)

Obwohl Pseudhimalayites uhlandi in der Fränkischen und Schwäbischen Alb nur in einem geringmächtigen Horizont vorkommt - in der Regel ist er auf eine einzige Kalkbank beschränkt, bildet er aufgrund seiner unverwechselbaren Skulptur einen hervorragenden Leitammoniten für den mittleren Malm gamma 3 (Unterkimmeridge, divisum-Zone, uhlandi-Horizont).

Abbildung 1 (oben):  Pseudhimalayites uhlandi (Oppel): Kompletter Makrokonch mit Mundsaum aus dem mittleren Malm gamma 3 von Geisingen. Sammlungs-Nr. 1230; leg. Bernd Frohs. Durchmesser ca. 26 Zentimeter.

Abbildung 2 (oben):  Externansicht vom Exemplar auf Abbildung 3 mit den deutlich unterbrochenen und gegeneinander versetzten Rippen.

Er gehört zur Gruppe der Aspidoceraten und erreicht im ausgewachsenen Zustand einen Durchmesser von etwa 15 bis maximal gegen 35 Zentimeter. Die plumpen Formen zeichnen sich durch einen breitgerundeten Windungsquerschnitt aus. Die innersten Windungen tragen undeutliche Einfachrippen, die erst nahe der Externseite stärker hervortreten. Bald setzen dann im Bereich der Flankenmitte die charakteristischen Knoten ein, die bei guter Erhaltung senkrecht in spitzen Stacheln enden. Von den Knoten gehen in der Regel zwei kräftige Rippen aus. Bei einigen ist es jedoch auch nur eine einzige Rippe. Dazwischen sind immer wieder einzelne Rippen ohne Verbindung zu einem Knoten eingeschaltet.

Die innere Flankenhälte ist meist skulpturlos. Bei sehr großen Formen kann es aber vorkommen, dass am Ende der Wohnkammer im Bereich der Nabelkante eine weitere Knotenreihe dazukommt. Dieser Knoten ist dann mit einer Verbundrippe an den jeweils in der Mitte stehenden Knoten angedockt. Die Rippen nehmen Richtung Externseite an Volumen zu. Bei vielen Exemplaren überqueren sie die Externseite ohne Unterbrechung. Daneben gibt es aber auch Individuen, bei denen es zu einer Unterbrechung kommt, wobei dann die Rippenenden sogar gegeneinander versetzt sein können. Der Mundsaum endet in einem angedeuteten Halbkreis.

Abbildung 3 (oben):  Pseudhimalayites uhlandi (Oppel): Kompletter Makrokonch mit Mundsaum aus dem mittleren Malm gamma 3 von Geisingen. Sammlungs-Nr. 218; Original zu SCHLAMPP 1991, Taf. 25, Fig. 6. Durchmesser ca. 19 Zentimeter.

Pseudhimalayites uhlandi ist in der früheren Literatur meist zu Orthaspidoceras gestellt worden. SCHWEIGERT (1997) konnte jedoch aufzeigen, dass sich beide Gruppen zwar auf den ersten Blick ähnlich sehen, aber verschiedene Wurzeln haben. Im Gegensatz zu Pseudhimalayites trägt Orthaspidoceras seine Knotenreihe stets an der Nabelkante. Zudem ist die angedeutete oder bereits vollzogene Rippenunterbrechung bei Pseudhimalayites uhlandi eine Zwischenetappe zu den jüngeren Pseudhimalayiten, bei denen auf der Externseite die Rippen nicht nur unterbrochen oder zumindest abgeschwächt sind, sondern durch eine Verdickung der Enden zudem eine doppelte externe Knotenreihe entsteht. Die Gattung Pseudhimalayites ist aus dem süddeutschen Oberjura seit dem Malm alpha 3 (bimammatum-Zone) belegt.

Als bisher ältester Nachweis in Süddeutschland gilt Pseudhimalayites corona (QUENSTEDT). Nach einer großen stratigraphischen Lücke kommen dann Pseudhimalayites uhlandi sowie Pseudhimalayites checai SCHWEIGERT. Hier wird das Lager mit Weißjura delta 3 (eudoxus-Zone) angegeben. Die Tyusart Pseudhimalayites subpretiosum (UHLIG) stammt aus dem Untertithon von Argentinien, was dem süddeutschen Malm zeta 2 entspricht. Aus dem Schweizer Jura ist mit Pseudhimalayites caudonensis (FAVRE) die älteste Form aus dem Unteroxford belegt.

Abbildung 4 (oben):  Holotyp zu Simocosmoceras paradoxum SCHWEIGERT; divisum-Zone; Tieringen.
Original zu SCHWEIGERT 1997, Taf. 1, Fig. 1 f und g. Sammlung Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart, Sammlungs-Nr. SMNS 26238, Coll. Waiderlich. Durchmesser 1,85 Zentimeter. Foto aus SCHWEIGERT 1997.

Während Vertreter der Gattung Orthaspidoceras keinen erkennbaren Dimorphismus aufweisen, gilt die Gattung Simocosmoceras als Mikrokonch zu Pseudhimalyites. Während allerdings Pseudhimalayites uhlandi relativ häufig zu finden ist, konnte von dem korrespondierenden Mikrokonch Simocosmoceras paradoxum SCHWEIGERT bis jetzt nur ein Exemplar sicher nachgewiesen werden. Es erinnert an eine Sutneria, zeigt jedoch auf der Externseite die typische Rippenunterbrechung und gelegentlich die Andeutung einer parallelen Knotenreihe. Leider ist der Mundsaum nicht erhalten, die Ausbildung einer Apophyse daher Spekulation.

Von der Phylogenie her gesehen, gehört Pseudhimalayites damit in die Unterfamilie der Physodoceratinae, die im Gegensatz zu den anderen Aspidoceraten, wie etwa Aspidoceras oder Orthaspidoceras einen mikrokonchen Partner aufweisen.

Abbildung 5 (oben):  Orthaspidoceras cf. lallierianum (ORBIGNY); Malm delta 3 (eudoxus-Zone). Schotterwerk Geiger in Weißenburg.
Sammlungs-Nr. 2693; leg. Uwe Fröhlich. Durchmesser ca. 17 Zentimeter.

Während jedoch das Dimorphenpaar Physodoceras (M) und Sutneria (m) in allen belegten Schichten etwa gleich häufig zu finden ist, bereitet mir das Missverhältnis zwischen Pseudhimalayites (M) und Simocosmoceras (m) in der divisum-Zone Süddeutschlands doch "deutliche Bauchschmerzen". Allerdings stimme ich der Hypothese von SCHWEIGERT zu, dass beide Geschlechter nicht unbedingt jederzeit den gleichen Lebensraum haben mussten. Da die im allgemeinen harten und nicht sehr fossilreichen Kalke des mittleren Malm gamma 3 nur von wenigen Sammlern genauer untersucht werden, ist es auch nicht ausgeschlossen, dass die sehr kleinwüchsigen Simocosmoceraten zugunsten der großen Pseudhimalayiten übersehen werden.

Literatur:

SCHLAMPP, V. (1991): Malm-Ammoniten. Ein Bestimmungsatlas. Goldschneck-Verlag.

SCHWEIGERT, G. (1997): Die Ammonitengattung Simocosmoceras SPATH und
     Pseudhimalayites SPATH (Aspidoceratidae) im süddeutschen Oberjura. Suttgarter Beitr.
     Naturk., B, 246; Stuttgart.

Sammlung und Fotos, wenn nicht anders angegeben, Victor Schlampp.

 

 

 




 


Taramelliceras (Metahaploceras) kobyi wegelei SCHAIRER, 1972

  Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (11. Oktober 2008)

Taramelliceras (Metahaploceras) kobyi wegelei ist zwar kein offizieller Leitammonit, aber nach meinen Beobachtungen so charakteristisch für eine bestimmte Bank im mittleren Malm Gamma 1 (Platynota-Zone, Desmoides-Subzone), dass man ihm zumindest den Rang eines Horizontmarkers einräumen könnte.

Abbildung 1 (oben):  Taramelliceras kobyi wegelei; Malm Gamma 1 (Bank 245). Steinbruch Endress, Gräfenberg, Frankenjura/Bayern. Durchmesser ca. 5 Zentimeter. Vollständig gekammertes Stück mit deutlichem Übergang von der feinen Berippung hin zu den charakteristischen verdickten Hauptrippen, die nahe der Externseite in einem Knoten enden.

Abbildung 2 (oben):  Taramelliceras kobyi wegelei; Malm Gamma 1 (Bank 245). Steinbruch Endress, Gräfenberg, Frankenjura/Bayern. Durchmesser ca. 6 Zentimeter. Deutlich zu erkennen sind der relativ weite Nabel und die kräftigen Hauptrippen.

Abbildung 3 (oben):  Taramelliceras kobyi wegelei; Malm Gamma 1 (Bank 245). Steinbruch Endress, Gräfenberg, Frankenjura/Bayern. Durchmesser ca. 6.5 Zentimeter; leg. Werner Hernus. Exemplar mit relativ dichtstehenden und dabei schon früh kräftig ausgebildeten Hauptrippen.

Gerhard SCHAIRER hatte 1972 für die von Wegele 1929 zitierte Form Oppelia sp. cf. Karrei var. nodosiuscula FONTANNES die neue Art Taramelliceras (Metahaploceras) kobyi wegelei n. subsp. aufgestellt. Der Holotyp - Original zu WEGELE (1929), Taf. 27. Fig. 16 - stammt aus dem mittleren Malm Gamma 1 von Pappenheim und wird in der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und historische Geologie in München aufbewahrt. Das rund 6 Zentimeter große Stück ist zwar unvollständig, zeigt aber alle relevanten Merkmale.

Die Gehäuse erreichen einen maximalen Durchmesser von rund 12 Zentimetern und fallen bereits in den Innenwindungen durch eine relativ große Windungsbreite auf. Charakteristisch ist auch die Nabelweite. Bei einem Durchmesser von etwa 7 Zentimetern beträgt sie zwischen 14 und 18 Prozent, während der Wert bei einem etwa gleich großen Vertreter der Art Taramelliceras (Metahaploceras) subnereus (WEGELE) bei durchschnittlich nur 11 Prozent liegt.

Abbildung 4 (oben):  Taramelliceras kobyi wegelei; Malm Gamma 1 (Bank 245). Bischberg bei Neumarkt in der Oberpfalz/Bayern; leg. Matthias Weißmüller, Durchmesser 9,3 Zentimeter.
Exemplar mit fast kompletter Wohnkammer. Gut zu erkennen ist, dass die typische Berippung beibehalten wird.

Abbildung 5 (oben):  Taramelliceras kobyi wegelei; Malm Gamma 1 (Bank 245). Bischberg bei Neumarkt in der Oberpfalz/Bayern; leg. Helmut Lehmann. Durchmesser ca. 11 Zentimeter. Nahezu komplettes Exemplar mit großer Nabelweite und erhaltungsbedingt schwach berippter Wohnkammer.

Die ersten Umgänge zeigen bei Taramelliceras kobyi wegelei keine Skulptur. Bei rund 1,5 Zentimeter setzen dann auf der äußeren Flankenhälfte feine Rippen ein, die sich bald über die ganze Flanke ziehen. Ab etwa 2 Zentimeter wird dann die charakteristische Skulptur ausgebildet: Die immer kräftiger werdenden Hauptrippen ziehen sich mit einem leichten Schwung nach vorne Richtung Flankenmitte, wo sie sich verdicken und im Laufe das Wachstums auch knotenartig verstärken. Weiter geht es mit einem leichten Schwung nach hinten Richtung Externseite, wo jede Hauptrippe in einem deutlichen Knoten endet. Bei sehr guter Erhaltung kann man erkennen, dass sich dort feine Rippchen abspalten und undeutlich über die Externseite ziehen. Die Hauptrippen stehen ziemlich weit auseinander. Von Richtung Externseite schalten sich zahlreiche feinere Rippen dazwischen, um bei der Flankenmitte zu enden. Sie können jedoch auch immer wieder die Hauptrippen erreichen. Häufig spalten sich die Hauptrippen im Bereich der Flankenmitte in zwei Teilrippen auf, wobei dann die kräftiger ausgebildete im besagten Knoten nahe der Externseite endet, während die andere ohne Knotenbildung ausläuft. In Extremfällen laufen beide Rippen nahe der Externseite wieder zusammen und werden durch den Knoten gebündelt. In seltenen Fällen kommt es auch zur Bündelung zweier Hauptrippen im Bereich der Nabelkante.

Unterscheidung zu anderen Arten

Gerhard SCHAIRER hat seinen wegelei als Unterart zu Taramelliceras kobyi gestellt. Die älteste Subspezies Taramelliceras kobyi kobyi (CHOFFAT) tritt im obersten Malm Alpha (Bimammtum-Zone) auf. Es folgt Taramelliceras kobyi quenstedti HÖLDER aus dem wohl unteren Malm Beta (Planula-Zone). Charakteristisch für beide Subspezies sind die sehr flachen inneren und mittleren Umgänge sowie die starke Zunahme der Windungsbreite im Bereich der Wohnkammer. Neben der feinen Flankenskulptur ist gelegentlich ein Flankenwulst angedeutet. Die Externseite zeigt im Bereich des Kammerteils oftmals deutliche Knötchen.

SCHAIRER ordnet auch Formen aus dem untersten Malm Gamma 1 (Platynota-Zone, Polygyratus-Subzone) der Subspezies quenstedti zu. In der Tat gibt es zahlreiche Übereinstimmungen, wobei die jüngeren Formen in der Regel etwas weitnabeliger sind und eine kräftigere Berippung zeigen. Taramelliceras kobyi wegelei ließe sich aber auch problemlos als Nachfolgeform von Taramelliceras (Metahaploceras) rigidum (Wegele) interpretieren. In den inneren Windungen gibt es eine weitgehende Übereinstimmung betreffend der von Anfang an auffällig großen Windungsbreite. Allerdings zeigt Taramelliceras rigidum auf der Wohnkammer eine starre Berippung mit nur wenig geschwungenen, meist zweifach gespaltenen Hauptrippen, die zudem im Bereich der Flankenmitte kaum verdickt sind und nur in undeutlichen Knoten nahe der Externseite enden. Die charakteristische Externseite mit deutlichen Wülsten oder sogar Knoten erinnert dagegen wieder an Taramelliceras kobyi.

Taramelliceras subnereus (WEGELE) teilt mit Taramelliceras kobyi quenstedti den engen Nabel, die geringe Windungsbreite der inneren Windungen und die aufgeblähte Wohnkammer. Die Berippung auf der Flanke ist jedoch sehr fein. Die Hauptrippen enden nahe der Externseite gelegentlich in einem zarten Knoten. Die Wohnkammer großer Exemplare ist entweder fast skulpturlos oder mit wellenartigen Rippen bedeckt. Gelegentlich sind auch noch deutliche Knoten nahe der Externseite zu beobachten.

Stratigraphisches Vorkommen

Taramelliceras cf. kobyi quenstedti (sensu SCHAIRER) und Taramelliceras rigidum sind nach meinen Beobachtungen auf den unteren Malm Gamma 1 (Platynota-Zone, Polygyratus-Subzone) und den untersten Teil des mittleren Malm Gamma 1 (Platynota-Zone, Desmoides-Subzone, Enayi-Horizont) beschränkt. Taramelliceras kobyi wegelei hat sein Lager in der Glaukonitbank (Bank 245). Taramelliceras subnereus scheint sowohl im unteren als auch im mittleren Malm Gamma 1 vorzukommen.

Abbildung 6 (oben):  Einfache Knickung der Sattelgrenze bei Taramelliceras compsum holbeini (OPPEL) (=b) im Vergleich zur doppelten Knickung bei Taramelliceras kobyi (CHOFFAT) (=c). Aus HÖLDER 1955 (S. 58).

Anmerkung

Die Untergattung Metahaploceras wird von Taramelliceras nur durch die Ausbildung der Sutur geschieden. So ist die Sattelgrenze bei Taramelliceras einfach, bei Metahaploceras eigentlich stets doppelt geknickt. Die doppelte Knickung kann jedoch auch als evolutives Merkmal angesehen werden. So gibt es etwa bei Taramelliceras (Metahaploceras) kobyi Individuen mit einfacher und solche mit doppelt geknickter Sattelgrenze, wobei erstere die älteren Formen zu sein scheinen. Im Malm Gamma tritt so weit bekannt nur noch letztere Variante auf.

Literatur

HÖLDER, H. (1955): Die Ammoniten-Gattung Taramelliceras im südwestdeutschen
     Unter- und Mittelmalm. - Palaeontographica, Band 106, Abt. A; Stuttgart.
SCHAIRER, G. (1972): Taramelliceras, Glochiceras, Ochtoceras (Haplocerataceae,
     Ammonoidea) aus der platynota-Zone (unterstes Unterkimmeridge) der Fränkischen Alb
     (Bayern). - Mitt. Bayer. Staatssamml. Paläont. hist. Geol. 12, 33-56; München.

Sammlung und Fotos Victor Schlampp.


Anmerkung der Redaktion:

Die Schreibweise "Taramellcieras subnereus" wird auf ausdrücklichen Wunsch des Autors in diesem Beitrag beibehalten. Die Redaktion macht aber darauf aufmerksam, dass nach nomenklatorischen Regeln eine Veränderung der Artbezeichnung Taramelliceras "subnereus" in Taramelliceras "subnereum" angebracht ist, zumal dadurch keinerlei Verständnisprobleme auftreten. Derartige problemlos durchführbare Anpassungen an die Nomenklatur-Regeln sollten unbedingt durchgeführt werden.

Das Argument, der Artname sei substantivisch gebraucht, ist nicht stichhaltig, da "Nereus" (Sohn des Oceanus und der Gäa) wohl ein Substantiv ist, subnereus aber eher nicht - "Unternereus"?

Wir meinen: Nomenklaturregeln gehen vor substantivischen Bezeichnungen! Es sei denn, dass es sich um schwerwiegende sinnverwirrende Änderungen handelt.

 

 

 



 
 


Sutneria platynota (REINECKE, 1818)

  Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (9. November 2004)

Sutneria platynota kommt ausschließlich im Weißjura gamma 1 (= Unterkimmeridge, platynota-Zone, polygyratus- bis guilherandense-Subzone) vor. Ausgewachsene Formen erreichen einen durchschnittlichen Durchmesser zwischen 1,5 und 2,5 cm. Größere Formen sind selten.

Bild oben:  Sutneria platynota, mit gut erkennbarem Kragen und Apophyse. Unterkimmeridge; Weißjura gamma 1 (platynota-Zone, polygyratus-Subzone). Böttingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Sammlungsnummer 3136. Ca. 2,4 cm.

 

Bild oben links:  Sutneria platynota, Kragen und Apophyse erhalten. Unterkimmeridge; Weißjura gamma 1 (platynota-Zone, polygyratus-Subzone). Böttingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Sammlungsnummer 3135. Ca. 2,3 cm.
Bild oben rechts:  Venteransicht; gut erkennbar die kräftigen Wohnkammer-Knoten. Unterkimmeridge; Weißjura gamma 1 (platynota-Zone, polygyratus-Subzone). Böttingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Sammlungsnummer 3138. Ca. 2 cm.

Die innersten Windungen bis etwa fünf Millimeter sind kugelförmig gebläht und vollständig glatt. Danach setzt die Jugendskulptur ein. Diese besteht aus kräftigen mehr oder weniger stark zurückschwingenden Hauptrippen, die sich im Bereich der Flankenmitte in zwei bis drei deutlich schwächere Teilrippen aufgabeln. Dazu können noch einzelne Schaltrippen kommen.

Mit Beginn der Wohnkammer schwingt die Windung aus der Spirale aus und biegt erst kurz vor dem Mundsaum wieder ein. Dadurch entsteht ein deutlicher Knick, der Sutneria platynota ihr typisches Aussehen verleiht. An der Stelle, wo die Wohnkammer die Spirale verlässt, ändert sich auch die Skulptur. Die Hauptrippen sind nur noch leicht geschwungen oder nehmen eine mehr oder weniger radiale Stellung ein. Dort, wo sich die Rippen aufgabeln, wird ein zitzenförmiger Knoten ausgebildet. Die Hauptrippen gabeln sich jetzt meist zweifach auf, einige können auch ungespalten bleiben, wobei dies die Ausbildung der zitzenförmigen Knoten nicht beeinträchtigt. Kurz vor dem Mundsaum verschwinden sämtliche Rippen und Knoten. Die Flanke ist damit vollkommen glatt.

Der Mundsaum endet mit einer langen Apophyse (= Ohr) und einer kragenartigen Aufstülpung der Externseite. Während sich die Rippen in den inneren Windungen und am Anfang der Wohnkammer deutlich über die Externseite ziehen, "verblassen" sie später. Bei zahlreichen Exemplaren von Sutneria platynota ist sie im letzten Drittel vor dem Mundsaum mehr oder weniger glatt. Der Windungsquerschnitt ist in den innersten Windungen breitoval und wird durch eine zunehmende Abplattung der Externseite (daher auch der Artname platynota = der flache, platte Rücken) rechteckig bis quadratisch.

Fundmöglichkeiten: Sutneria platynota kommt im gesamten Weißjura gamma 1 der Fränkischen und Schwäbischen Alb vor. Vor allem im unteren und mittleren Teil ist sie ausgesprochen häufig. Die Art wird in der Literatur unter anderem auch aus Frankreich (ATROPS 1982), Spanien und der Nordschweiz (GYGI 2000) erwähnt.

Die Art ist ein ideales Leitfossil: Häufig und weit verbreitet, keine zu große vertikale Reichweite und gut zu erkennen.

Sammlung Victor Schlampp, Fotos A.E.R.

 

 




 


Sutneria galar
(OPPEL, 1863)

    Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (9. November 2004)

Sutneria galar kommt ausschließlich im Weißjura beta 2 (klassisch Oberoxford, neu Unterkimmeridge, planula-Zone, galar-Subzone) vor. Ausgewachsene Formen erreichen einen durchschnittlichen Durchmesser zwischen 1,5 und 2,5 cm. Größere Formen sind selten.

Bild oben:  Sutneria galar. Klassisch Oberoxford, neu Unterkimmerdige; Weißjura beta 2 (planula-Zone, galar-Subzone). Aulfingen ca. 5 km S Geisingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Sammlungsnummer 3246. Ca. 2,5 cm.

Die innersten Windungen bis etwa fünf Millimeter sind kugelförmig gebläht und vollständig glatt. Danach setzt eine Jugendskulptur ein. Diese besteht aus kräftigen mehr oder weniger stark zurückschwingenden Hauptrippen, die sich im Bereich der Flankenmitte in zwei bis drei deutlich schwächere Teilrippen aufgabeln. Dazu können noch einzelne Schaltrippen kommen.

Mit Beginn der Wohnkammer schwingt die Windung aus der Spirale aus und biegt erst kurz vor dem Mundsaum wieder ein. Dadurch entsteht ein deutlicher Knick, der Sutneria galar ihr typisches Aussehen verleiht. Die Wohnkammer zeichnet sich durch einen zunehmenden Skulpturverlust aus, so dass der Bereich vor dem Mundsaum glatt wird. Der Mundsaum endet mit einer langen Apophyse (= Ohr) und einer kragenartigen Aufstülpung der Externseite. Während sich die Rippen in den inneren Windungen und am Anfang der Wohnkammer deutlich über die Externseite ziehen, "verblassen" sie später. Bei zahlreichen Exemplaren von Sutneria galar ist sie im letzten Drittel vor dem Mundsaum mehr oder weniger glatt. Der Windungsquerschnitt ist in den innersten Windungen breitoval, später mehr oder weniger rundlich.

Fundmöglichkeiten: Sutneria galar ist im fränkischen und schwäbischen Weißjura meist nur auf wenige Bänke unterhalb der Grenze Weißjura beta 2/gamma 1 beschränkt. Sie ist in der Regel häufig anzutreffen. Die Art wird in der Literatur unter anderem auch aus Frankreich (ATROPS 1982), Spanien und der Nordschweiz (GYGI 2000) erwähnt.

Sammlung Victor Schlampp. Foto A.E. R.

 

 

 




 

Subnebrodites planula
(HEHL in ZIETEN, 1830)

    Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (13. August 2006)

Subnebrodites planula (HEHL) ist der Leitammonit für den Weißjura beta (= Oberjura; Unteres Kimmeridge; planula-Zone). Er gehört zur Gruppe der Perisphincten und ist vor allem im unteren und mittleren Weißjura beta häufiger zu finden.

Abbildung 1 (oben):  Subnebrodites planula (HEHL). Weißjura beta 1; Plettenberg bei Balingen (Nr. 236). Durchmesser ca. 12,5 Zentimeter; mittelgroßes, fast komplettes Exemplar. Gut zu erkennen ist die dichte Berippung im Bereich der Innenwindungen.

Die Formen zeichnen sich durch ein flach-scheibenförmiges, weitnabeliges Gehäuse aus. Die Berippung besteht in den innersten Windungen bis zu einem Durchmesser von rund zwei Zentimetern aus feinen Hauptrippen, die sich im äußeren Flankendrittel in meist zwei Teilrippen aufspalten. Zwischengeschaltet sind immer wieder ungespaltene Hauptrippen. Dazu kommen noch einzelne Schaltrippen und charakteristische, leicht vorgezogene Einschnürungen. Weil die Rippen in Richtung der Externseite stark vorgezogen sind, überqueren sie diese in einem angedeuteten Bogen. Im Laufe des Wachstums kommt es häufig zur Ausbildung eines glatten Bandes, an dessem Ende sich die Rippenenden in einem leichten Winkel gegenüberstehen.

Abbildung 2 (oben):  Subnebrodites planula (HEHL). Weißjura beta 1; Plettenberg bei Balingen (Nr. 3252). Durchmesser ca. 9,5 Zentimeter;
relativ kleines, fast ausgewachsenes Exemplar mit den typischen Einschnürungen.

Abbildung 3 (oben):  Gleiches Exemplar wie auf Abbildung 2; Externansicht mit gut erkennbaren Rippenunterbrechungen.

Ausgewachsene Exemplare von Subnebrodites planula erreichen einen durchschnittlichen Enddurchmesser von 10 bis 15 Zentimeter. In Ausnahmefällen kann auch die 20-Zentimeter-Marke überschritten werden. Der Mundsaum endet mit einem Kragen. Die Flankenrippen rücken im Laufe des Wachstums auseinander und werden gröber. Am Spaltungstypus ändert sich nichts. Bei ganz großen Formen wird die Rippenunterbrechung auf der Externseite meistens wieder aufgegeben. Die Rippen ziehen sich dann, wie bereits im Jugendstadium, wieder in einem leichten Bogen darüber.

Abbildung 4 (oben):  Subnebrodites planula (HEHL). Weißjura beta; Gräfenberg bei Nürnberg. Durchmesser ca. 14 Zentimeter; großes nahezu vollständiges Exemplar. Die Berippung ist durch eine Pathologie (vermutlich Biss eines Krebses im Bereich der Innenwindungen) beeinträchtigt.
Vielen Dank für die Überlassung des Stücks an Werner Hernus aus Erlangen.

Die Gattung Subnebrodites ist dimorph. Die Mikrokonche (= Männchen) bleiben kleiner und tragen am Mundsaum eine Apophyse (= Ohr). Die Makrokonche (= Weibchen) werden größer und zeichnen sich durch eine Kragenausbildung am Mundsaum aus. Somit ist Subnebrodites planula (HEHL) der Makrokonch zu Subnebrodites laxevolutus (FONTANNES). Manche Autoren ordnen die Mikrokonche einer eigenen Gattung, beziehungsweise Untergattung, nämlich Praeataxioceras zu.

Abbildung 5 (oben):  Subnebrodites planula (HEHL). Weißjura beta; Deggingen (Nr. 436). Duchmesser ca. 10,5 Zentimeter; beinahe komplettes, relativ engnabeliges Exemplar mit äußerst fein berippten Innenwindungen.

In der früheren Literatur findet man Subnebrodites planula häufig auch unter Idoceras planulum. Das Problem ist aber, dass Idoceras mit der Form Idoceras balderum (OPPEL) aus dem Weißjura gamma 3 (= divisum-Zone) typisiert ist. Zwischen Subnebrodites planula und Idoceras balderum gibt es trotz frappierender Ähnlichkeiten betreffend der Skulptur keine Übergangsformen. Außerdem, und das ist das meiner Meinung nach das überzeugendste Argument, gibt es auch bei kleinwüchsigen Idoceraten keine Formen mit Apophyse am Endmundsaum. Dies lässt sich auch an den mexikanischen Idoceras-Formen nachweisen, die ein ähnliches Alter wie das süddeutsche Idoceras balderum haben dürften. Damit hat die Gattung Subnebrodites für die Formen aus dem Weißjura beta durchaus ihre Berechtigung.

Die Wurzeln der Gattung Subnebrodites sind noch unbekannt. Die ältesten Formen treten im oberen Weißjura alpha auf. In der älteren Literatur wurden sie zu Orthosphinctes gestellt. Sie unterscheiden sich aber eindeutig durch die flachen Flanken und die extrem dichte Berippung der inneren Windungen von diesen. Interessant ist die Tatsache, dass die Frühformen, wie etwa Subnebrodites virgulatus (QUENSTEDT), noch markante Parabelrippen tragen können, die bei späteren Formen, wie etwa Subnebrodites planula, bisher nicht nachgewiesen worden sind.

Sammlung und Fotos Victor Schlampp.


Anmerkung der Redaktion

Wir sind mit der hier angewandten Endung des Artnamens von "Subnebrodites planula" nicht einverstanden, behalten diese Form aber auf Wunsch des Autors bei.

Der Artnamen muss entsprechend des Artikels 30 der Internationalen Regeln für die zoologische Nomenklatur im Geschlecht dem Gattungsnamen angepasst werden. Der Gattungsnamen - Subnebrodites - ist männlich (wie auch erkennbar und richtig angewandt bei der Art "Subnebrodites virgulatus", siehe oben), also muss der Artname entsprechend enden: "planulus" und nicht "planula".

Eine Anpassung an die geltenden Regeln der Nomenklatur ist hier erforderlich und rechtens; sie wird Emendation genannt. Somit muss es heißen "Subnebrodites planulus" und nicht "Subnebrodites planula".


Stellungnahme von Helmut Keupp, Berlin

Lieber Herr Richter,

auch wenn Sie derzeit im schönen Frankenland weilen, will ich eine Antwort auf Ihre gar nicht so triviale Nomenklaturfrage versuchen.

Grundsätzlich haben Sie recht, dass die Endungen der Artnamen - soweit sie adjektivisch sind- dem Geschlecht der Gattung anzugleichen sind. Im vorliegenden Fall ist jedoch nicht das Adjektiv planus verwendet worden (dann hätte die ursprüngliche Bezeichnung durch HEHL bzw. v. ZIETEN 1830 bereits Ammonites planus - und nicht A. planula - heißen müssen), sondern das davon abgeleitete (neu-)lateinische Substantiv planula (ein Deminutiv: kleine Ebene, Fläche; planula ist im Neulatein auch für den Hobel verwendet worden, doch erscheint mir da der Bezug zu den Ammoniten eher unwahrscheinlich).

Dies ist der Grund, warum der Artname stets dieselbe (in unserem Falle feminine) Endung behält, unabhängig vom Geschlecht der Gattung Idoceras (neutr.) sensu Burckhardt 1906 bzw. Subnebrodites (mask.) sensu Spath 1925! Ich empfehle daher, Ihre redaktionelle Anmerkung zu Victors Beitrag zu modifizieren!

Viele Grüße, Helmut Keupp

 


 




 


Clambites hypselus (OPPEL, 1863)

  Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (9. November 2006)

Clambites hypselus findet als Leitammonit der unteren bimammatum-Zone des Oberoxford (= Weißjura alpha 3) Verwendung. In anderer Literatur wird an seiner Stelle auch Epipeltoceras semimammatum (QUENSTEDT) verwendet.

Abbildung 1 (oben):  Clambites hypselus; relativ flaches Exemplar mit feinen Knoten. Oberjura; Oberoxford (Weißjura alpha 3; bimammatum-Zone, hypselus-Subzone). Stbr. Deuerlein, Gräfenberg NNE Nürnberg, Frankenalb/Bayern. Durchmesser 9,2 cm.

Clambites hypselus, der bis vor einigen Jahren noch zur Gattung Euaspidoceras gestellt worden war, und damit Euaspidoceras hypselum hieß, gehört zur den Aspidoceraten. Ausgewachsene Exemplare können bis über 20 Zentimeter Durchmesser erreichen.

Clambites hypselus ist ein Makrokonch (= Weibchen). Der Mundsaum endet geschwungen. Ihm zur Seite als Mikrokonch (= Männchen) gestellt wird Epipeltoceras semimammatum.

Abbildung 2 (oben):  Epipeltoceras semimammatum; komplettes Stück, das sehr schön die rückwärts geschwungenen Einzelrippen, die gelegentliche Rippenverschmelzung an der Nebelkante und ausnahmsweise eine nahe der Externseite zweifach gespaltene Hauptrippe zeigt. Sehr schön zu erkennen ist außerdem das langgezogene Ohr am Mundsaum. Oberjura; Oberoxford (Weißjura alpha 3; bimammatum-Zone, hypselus-Subzone).
Stbr. Deuerlein, Gräfenberg NNE Nürnberg, Frankenalb/Bayern. Durchmesser 2,3 cm. Sammlungsnummer 920

Bis zu einem Durchmesser von rund fünf Millimetern sind beide Geschlechter nicht zu unterscheiden. Beide haben ein evolutes, mäßig dickes Gehäuse, das mit Einzelrippen verziert ist, die an der Nabelkante gelegentlich aufeinandertreffen. Dazu kommen noch einzelne Parabelrippen. Während das Männchen (= Epipeltoceras semimammatum) diesen Berippungsstil im Wesentlichen beibehält und an der Mündung das charakteristische Ohr (= Apophyse) ausbildet, wird der Windungsquerschnitt bei den Weibchen (= Clambites hypselus) schnell breiter. Ziemlich schnell wird ebenfalls die Einfachberippung durch eine parallele Knotenreihe an der Nabelkante und nahe der Externseite abgelöst. Leider sind die spitzen Stacheln nur selten erhalten. Die beiden Knotenreihen können durch mehr oder weniger deutliche Rippen miteinander verbunden sein. Gelegentlich gabeln sich auch die Externknoten noch in bis zu etwa vier Teilrippen auf, die dann mehr oder weniger kräftig über den Rücken ziehen. Der Mundsaum endet, wie bereits angemerkt, leicht geschwungen.

Abbildung 3 (oben):  Typisches Exemplar von Clambites hypselus mit dem charakteristischen breiten Windungsquerschnitt und den kräftig ausgebildeten Knoten. Bei der Ansicht der Venterpartie sind außerdem auf der noch mit Gestein bedeckten Seite die langen Stacheln zu erkennen (Abbildung 4, unten). Oberjura; Oberoxford (Weißjura alpha 3; bimammatum-Zone, hypselus-Subzone). Stbr. Deuerlein, Gräfenberg NNE Nürnberg, Frankenalb/Bayern. Durchmesser ca. 8 cm. Sammlungsnummer 925.

Abbildung 4 (oben):  Venteransicht des auf Abbildung 3 (oben) gezeigten Exemplars.

Warum hat die Wissenschaft nun aus Euaspidoceras hypselum einen Clambites hypselus gemacht? Die Trennung hat stratigraphische und morphologische Gründe: Echte Euaspidoceraten kommen fast ausschließlich im Weißjura alpha 1 und 2 (mariae- bis transversarium-Zone) vor. Im Gegensatz zu Clambites sind die innersten Windungen mit extrem feinen Rippen überzogen, die sich im oberen Bereich der Flanke auch gabeln können. Rippenbündelungen im Bereich der Nabelkante sind dort bisher nicht beobachtet worden. Die Mikrokonche gehörten zur Gattung Mirosphinctes und zeigen die typische Rippenspaltung im oberen Bereich der Flanke auch in späteren Wachstumsstadien. Dieses Skulpturmerkmal ist bei den Epipeltoceraten die große Ausnahme. Hier herrschen vor allem Einfachrippen vor, die - wie bereits erwähnt - gelegentlich im Bereich der Nabelkante in einer leichten U-Form zusammentreffen können.

Abbildung 5 (oben): Clambites hypselus, betreffend Gehäusedicke und Ausprägung der Knoten in der Mitte der Variationsbreite liegend. Oberjura; Oberoxford (Weißjura alpha 3; bimammatum-Zone, hypselus-Subzone). Stbr. Deuerlein, Gräfenberg NNE Nürnberg, Frankenalb/Bayern. Durchmesser 11,4 cm. Sammlungsnummer Nr. 927.

Die Variationsbreite sowohl der Mikrokonche (= Epipeltoceras) als auch der Makrokonche (= Clambites) ist enorm. Man kann davon ausgehen, dass Euaspidoceras eucyphum (OPPEL), Euaspidoceras costatum (DORN) und Euaspidoceras striatocostatum (DORN) unter die Variationsbreite von Clambites hypselus fallen und damit eingezogen werden könnten. Bei der Gattung Epipeltoceras sind vermutlich Epipeltoceras semiarmatum (QUENSTEDT), Epipeltoceras uhligi (OPPENHEIMER) und Epipeltoceras stromeri PRIESER als Synonyme von Epipeltoceras semimammatum aufzufassen. Die Formen unterscheiden sich vor allem durch die Anzahl der Parabelrippen und ob die Rippen die Externseite überqueren oder in bestimmten Stadien von einer deutlichen Furche unterbrochen werden. Der Maximaldurchmesser dürfte rund 3 Zentimeter betragen.

Clambites hypselus ist ein charakteristischer Leitammonit. Er ist jedoch nur in schwammriffnahen Gebieten der Schwäbischen und Fränkischen Alb häufig zu finden, während man ihn in rifffernen Ablagerungen meist vergebens sucht. Dies gilt analog auch für die Mikrokonche..

Sammlung und Fotos Victor Schlampp.

 

 

 




 


Epipeltoceras bimammatum (QUENSTEDT, 1858)

  Von Victor Schlampp, Rednitzhembach  (7. Januar 2007)

Epipeltoceras bimammatum (QUENSTEDT, 1858) ist der Leitammonit der gleichnamigen Zone aus dem Oberoxford (= Weißjura alpha 3), die von unten nach oben in die Subzonen des Epipeltoceras semimammatum (QUENSTEDT, 1887) [oder auch Clambites hypselus (OPPEL, 1863)], Epipeltoceras berrense (FAVRE, 1876) und Epipeltoceras bimammatum unterteilt wird. Ob die jüngste Subzone, die des Taramelliceras hauffianum (OPPEL,1863), noch zur bimammatum-Zone gehört oder als eigene Zone zu werten ist, muss derzeit offen bleiben. Hier prallen - nach freundlicher Auskunft von Dr. Günter Schweigert vom Naturkundemuseum Stuttgart - die verschiedenen Meinungen in der weltweiten Wissenschaft dieser Tage hart aufeinander.

Abbildung 1 (oben):  Typisches Epipeltoceras bimammatum mit den deutlichen Einzelrippen. Oberer Weißjura alpha 3 (Oberoxford) von Untereck, Lochengebiet, Schwäbische Alb/Württemberg; leg./ded. Jantschke. Durchmesser 4,5 cm. Sammlungsnummer 3190.

Abbildung 2 (oben):  Bei diesen Exemplar von Untereck (leg./ded. Jantschke) sieht man sehr schön die sich parallel gebenüberstehenden Knoten auf der Externseite; Durchmesser des nicht vollständigen Exemplares 4 cm. Sammlungsnummer 3200.

Aktuell wird die Grenze Oberoxford/Unterkimmeridge mit dem ersten Auftreten von Amoeboceas bauhini (OPPEL, 1863) gezogen. Dieser kommt zusammen mit Taramelliceras hauffianum vor. Epipeltoceras bimammatum konnte in dieser Schicht bisher nicht nachgewiesen werden.

Und damit beginnt das Problem: Obwohl Epipeltoceras bimammatum eine charakteristische Form darstellt, ist er meiner Meinung nach als Zonenleitammonit nicht geeignet. Er tritt nämlich erst am Ende der nach ihm benannten Zone und dann auch meist nur in einem sehr geringmächtigen Gesteinspaket auf. Während er in schwammriffnahen Ablagerungen durchaus häufig vorkommt, ist er in schwammrifffernen Biotopen - von wenigen Aufschlüssen abgesehen - außerordentlich rar.

Abbildung 3 (oben):  Stark gedrückt, aber dafür mit Endmundsaum und Ohr überliefert ist dieses Exemplar von Epipeltoceras bimammatum vom Steinbruch Laaber bei Neumarkt, Fränkische Alb/Bayern; Durchmesser 4.5 Zentimeter. Sammlungsnummer 1196.

Epipeltoceras bimammatum ist ein Mikrokonch (= Männchen). Er steht am Ende der Entwicklungsreihe von Epipeltoceras semimammatum - Epipeltoceras berrense - Epipeltoceras bimammatum. Erwachsene Exemplare können bis etwa sechs Zentimeter groß werden und tragen am Endmundsaum ein deutliches Ohr (= Apophyse). Als Makrokonch (= Weibchen) werden ihm Clambites clambus (OPPEL, 1863) und Clambites schwabi (OPPEL, 1863) zugeordnet, die vermutlich in die Variationsbreite einer einzigen Art fallen.

Epipeltoceras bimammatum ist mäßig weitnabelig, flachscheibenförmig und bildet nach einem kurzen Stadium mit gespaltenen Rippchen bereits in den nachfolgenden inneren Windungen charakteristische und kräftig betonte Einzelrippen aus, die später Richtung Externseite in einem deutlichen Knoten enden. Auf der Externseite stehen sich diese Knoten meist parallel gegenüber, wobei in der Mitte ein glattes Band freibleibt. Die selten komplett anzutreffenden Makrokonche (= Clambites clambus und Clambites schwabi) dürften wohl Durchmesser bis über 20 Zentimeter erreichen und fallen durch ihre meist skulpturlose Endwohnkammer auf.

Sammlung und Fotos Victor Schlampp.

 

 

 




  Mitteljura




  Unterjura




 


Prodactylioceras davoei
(SOWERBY, 1822)

  Von Andreas E. Richter  (21. April 2005)

Bild oben:  Prodactylioceras davoei (SOWERBY) von Lockhausen bei Herford/Nordrhein-Westfalen. Ca. 9 cm.

Stratigraphisches Auftreten

Die Art kennzeichnet die oberste Ammonitenzone des Unterpliensbach: Unterjura - Unterpliensbach - davoei-Zone.

Das Auftreten der Art kennzeichnet die davoei-Zone. Jamesoni- (unten), ibex- und davoei -Zone ensprechen dem Unterpliensbach (in Süddeutschland: Schwarzer Jura gamma). Die davoei-Zone wird gegliedert in die Subzonen des Androgynoceras maculatum (unten), Androgynoceras capricornum und Oistoceras figulinum.

Lithologie der Fundschichten

Lithologisch ist die biostratigraphische Einheit der davoei-Zone regional vertreten als Davoei-Bank und ansonsten durch den oberen Bereich des Numismalis-Mergels.

Morphologie

Prodactylioceras davoei ist eine Leitform, die zwei große Vorteile hat: Relativ häufiges Auftreten und leichte Erkennbarkeit. Schon QUENSTEDT schreibt 1885: "Obwohl es bei uns in Schwaben nicht leicht möglich ist, diese vortreffliche Species mit irgend einer andern zu verwechseln....". Es gibt im Jura kaum besser geeignete Leitammoniten als diese Art.

Im "Treatise on Invertebrate Paleontology" (ARKELL et al., 1957; L, Mollusca 4, Cephalopoda, Ammonoidea) lesen wir (vereinfachte freie Übersetzung) als Gattungsdefinition: "Evolut; Rippen fein, meist einfach, mit sporadischen ventrolateralen Knoten. Sutur einigermaßen komplex, mit ausgeprägter Verzweigung des ersten Laterallobus."

SCHLEGELMILCH (Die Ammoniten des süddeutschen Lias, 1976) gibt folgende Gattungsdefinition: "Prodactylioceras SPATH 1923; dn: lat. pro = vor, Dactylioceras s.u., TA Am. davoei SOW. 1822. Evolute, serpenticone Formen von rundem bis breitelliptischem Querschnitt mit feinen, vorwiegend einzelnen Rippen und sporadischen Knoten auf den Flanken. Sutur durch breit gespaltenen Laterallobus ausgezeichnet."

Zur Art P. davoei führt SCHLEGELMILCH aus: "Feine, angedeutet falcate, proverse Rippen ziehen, nur selten bifurkierend, ungeschwächt und gerade über den Venter. Sporadische Knoten am Außenbug (ca. 10 pro Windung) bündeln dort jeweils 2 - 4 Rippen. Rippen der adulten Wohnkammer auffallend gröber, Knoten verschwunden."

Die Maximalgröße der Ammoniten liegt erfahrungsgemäß bei rund 12 cm, obwohl vor einigen Jahren bei einer Baustelle im Bereich der Schwäbischen Alb deutlich größere Exemplare gefunden worden seien. QUENSTEDT erwähnt als Maximalgröße "reichlich 12 cm".

Eine schwächer bis kaum mehr beknotete Art wurde von QUENSTEDT (1885) als "Ammonites davoei enode" abgetrennt, was vermutlich nicht berechtigt ist - diese Skulpturabweichung ist ohne weiteres im Rahmen der Variationsbreite auffangbar.

Bild oben:  Tafel 81 aus Alcide d'ORBIGNYs "Paléontologie Française, Terrains Oolithiques ou Jurassiques, Tome premier, Céphalopodes, Paris 1842. Die Darstellung des kleinen Ammoniten zeigen Coeloceras pettos.

Taxonomie

Die Gattung Prodactylioceras gehört zur Familie Dactylioceratidae, Oberfamilie Eoderocerataceae, Unterordnung Ammonitina.

Historisches

Aufgestellt wurde die Art im Jahr 1822 von James SOWERBY (1757-1822) in seiner "Mineral Conchology of Great Britain, or Coloured Figures and Descriptions of those Remains of Testaceous Animals, or Shells which have been Preserved at Various Times, and Depths in the Earth", London 1812-1846.

Er benannte sie nach dem seinerzeitigen Präsidenten der Royal Society, Sir Humphry Davy (1778-1829, Präsident 1820-1827). SOWERBYs Holotypus ging verloren, weshalb ARKELL 1933 einen Neotypus ("Topotypus") bestimmte, veröffentlicht in "The Jurassic System in Great Britain", Tafel 31, Fig. 3. Als Fundort wird "Charmouth, Dorset" angegeben, Größe des Ammoniten 6,8 cm.

Bild oben:  ARKELLs 1933 bestimmter Neotypus ("Topotypus"), veröffentlicht in "The Jurassic System in Great Britain", Tafel 31, Fig. 3. Fundort "Charmouth, Dorset". Größe des Ammoniten 6,8 cm.

Vorkommen

QUENSTEDT nennt als Fundstellen im Bereich der Schwäbischen Alb Aselfingen an der Wutach, Bargau bei Gmünd, Leinweiler "im Oberamt Aalen", Reutlingen ("Die Ammoniten des Schwäbischen Jura", 1885).

In Norddeutschland lieferte vor allem die Gegend um Bielefeld und Herford schöne Stücke, z.B. die alten Ziegeleigruben bei Altenhagen und Lockhausen.

ORBIGNY spricht von Mulhouse, Uhrwiler (Bas Rhin), die Umgebung von Nancy (Meurthe), Amayé-sur-Orne, Vieux-Pont, "prés de Bayeux, Calvados", Saint Rambert (Ain), "environs de Lyon" (Rhône), Pouilly-en-Auxois, Semur, Venarey (Côte-d'Or), "prés de Metz" (Moselle) ("Paléontologie Française, Terrains Oolithiques ou Jurassiques, Tome premier, Céphalopodes", Paris 1842).

In England ist die berühmteste Fundregion der Art die Dorset-Küste, von Charmouth nach Osten. Die hier ausstreichenden "Green-Ammonite-Beds" führen auch schöne Prodactylioceraten, wenn auch nicht so häufig wie z.B. Androgynoceras.

 

Bild oben links:  Prodactylioceras davoei (SOWERBY) von Göggingen (ENE Schwäbisch Gmünd/Baden-Württemberg).
Typische kräftig beknotete Form. Ca. 7,5 cm.
Bild oben rechts:  Prodactylioceras davoei (SOWERBY) von Sunthausen (SSE von Schwenningen/Baden-Württemberg). Ca. 8,5 cm.

 

Bild oben links:  Prodactylioceras davoei (SOWERBY) von Sunthausen (SSE von Schwenningen/Baden-Württemberg); es kommt QUENSTEDTs Unterart "enode" nahe - die Bedornung fehlt bzw. ist sehr reduziert, vielmehr treten nur noch Rippenverdickungen auf. Ca. 9,5 cm.
Bild oben rechts:  Prodactylioceras davoei (SOWERBY) von Pont-à-Mousson zwischen Metz und Nancy, Département Meurthe-et-Moselle/Frankreich. Leicht irreguläre Berippung (geringe Pathologie). Ca. 9 cm.

Bild oben:  Auszug aus Friedrich August QUENSTEDTs "Ammoniten des Schwäbischen Jura" von 1885.

Sammlung und Fotos A.E.R.

 

 

 




 


Echioceras raricostatum (ZIETEN, 1831)

  Von Andreas E. Richter  (3. Juni 2010)

Echioceras raricostatum ist der Leitammonit der Raricostatum-Zone (Unterjura; Obersinemur). In Süddeutschland entspricht die Zone des Echioceras raricostatum/Crucilobiceras densinodum (Schwarzjura beta, Mittelbereich) dem unteren Bereich der international verstandenen Raricostatum-Zone; der obere Bereich scheint in Süddeutschland nicht vorhanden zu sein (Schichtlücke).

Die Raricostatum-Zone folgt auf die Oxynotum-Zone und bildet das Top des Sinemur. Das im Profil darüber liegende Pliensbach setzt ein mit der Jamesoni-Zone (Uptonia jamesoni; international) bzw. der Taylori-Zone (Phrycodoceras taylori; Württemberg).

Die Biostratigraphie im Bereich der Raricostatum-Zone sieht folgendermaßen aus:

Abbildung 1 (oben):  Biostratigraphische Gliederung des Sinemur. Tabelle A.E.R.

Echioceras raricostatum ist ein gut gewähltes Leitfossil: Die Form ist gut erkennbar, geographisch weit verbreitet und häufig vorkommend. In Württemberg findet man ihn als Kieskern („pyritisiert“) in den dunklen Tonmergeln des Schwarzjura beta, manchmal recht häufig, zwar meist klein, aber schön metallisch glänzend. In Frankreich tritt die Art z.B. im Département Meurthe et Moselle (Lorraine) als großwüchsige Steinkerne auf. In England gibt es zweifellos die schönsten: Silberglänzende Markasit-Kerne, frisch nach dem Finden wunderschön und eindrucksvoll (aber leider meist nicht lange - nach kurzer Zeit zerfällt der Schwefelkies und es bleiben nur die hässlichen Ruinen oder gar nur ein Häufchen Staub...).

Die Gattung Echioceras wurde 1878 von BAYLE errichtet mit der Typus-Art Ammonites raricostatus ZIETEN, 1831. SCHLEGELMILCH gibt folgende Gattungsanalyse der Gattung: „Serpenticone Form mit breit- bis hochelliptischem Windungsquerschnitt und extern abgeschwächten Einzelrippen, deren Zahl pro Windung mit wachsendem Gehäusedurchmesser abnimmt. Kiel fastigat oder fehlend.“

Die Ammoniten der Gattung erreichen maximal 10 Zentimeter (E. laevidomum), überschreiten aber nur selten fünf bis sechs Zentimeter.

Echioceras raricostatum (ZIETEN, 1831).

Die Diagnose für Echioceras raricostatum lautet bei SCHLEGELMILCH: „Scharfe, radiale Rippen mit größter Höhe auf Flankenmitte, auf den Innenwindungen zunächst dicht, dann weitständig (raricostat) werdend. Jung erlöschen die Rippen am Außenbug, später erstrecken sie sich stark abgeschwächt und verbreitert auf dem flachen Venter bis nahe an den sehr schwachen fadenförmigen Kiel.“ Artsynonyme sind Echioceras microdiscus T. & W., 1925, Echioceras robustum BUCKMAN, 1914 und Echioceras zieteni BUCKMAN, 1914.

Abbildung 2 (oben):  Echioceras raricostatum. Nürtingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Durchmesser 2,3 cm.

Abbildung 3 (oben):   Echioceras raricostatum. Wessingen bei Balingen, Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Durchmesser 1,4 cm.

Abbildung 4 (oben):  Echioceras raricostatum. Wessingen bei Balingen, Schwäbische Alb/Württemberg. Durchmesser 3,4 cm.

Abbildungen 5 bis 7 (oben):  QUENSTEDTs Text zu "Ammonites raricostatus"; aus dem "Jura"; S. 105 und 106.

Zitat aus dem „Petrefaktenbuch“ von F. A. SCHMIDT: „Ammonites raricostatus. Taf. XX, Fig. 2. Die Benennung sparsamrippig ist sehr bezeichnend: der Raum zwischen den flachen, aber scharfen Rippen ist sehr weit; auf dem Rücken läuft ein sehr schwacher, oft kaum bemerkbarer Kiel, den die Rippen, ebenfalls kaum sichtbar erhöht, erreichen, ohne sich zu biegen. Die Umgänge überfassen sich sehr wenig. Er wird selten über 2 Zoll groß – ganze und gute Exemplare kommen sparsam vor, nur etwa in Geoden, welche bei Balingen an der Eyach sich finden.“ (Siehe Abbildung 8, unten.)

Abbildung 8 (oben):  „Ammonites raricostatus“ ; Tafel 20, Figur 2 in SCHMIDTs „Petrefaktenbuch“.

Zwei weitere (noch) bestehende Arten Süddeutschlands sind E. raricostatoides VADASZ, 1908 (von E. raricostatum durch rundlichem Querschnitt geschieden; siehe Abbildungen 9 und 10) und E. laevidomum (QUENSTEDT, 1884) (siehe Abbildung 11), mit andersartiger Altersskulptur: Niedere Wulstrippen mit feinen proradiaten über den Venter laufenden Sekundärrippen.

Abbildung 9 (oben):  Echioceras raricostatoides VADASCZ, 1908. Aus ORBIGNY (1842-51), Céphalopodes jurassiques, Tab. 20, der die Form noch als „Ammonites raricostum“ ZIETEN bezeichnet. Bei der Revision des ORBIGNYschen Werks wurde die Form durch GUÉRIN-FRANIATTE der Art Echioceras raricostatoides zugeordnet. Figur 1 und 2: Fundort „Nancy“, Département Meurthe et Moselle, Lorraine/Frankreich; Durchmesser 7,7 cm. Der Fundort des kleinen Exemplars (Figur 3) ist unbekannt; Durchmesser 3,3 cm. Bei einer vernünftigen Fassung als Chronospecies wäre eine logische Abgrenzung dieser „Art“ gegenüber Echioceras raricostatum nicht möglich. Es ist zu hoffen, das künftige Bearbeiter die Art kassieren werden.

Abbildung 10 (oben):  Echioceras raricostatoides VADASCZ, 1908. Unterjura; oberes Untersinemur (Raricostatum-Zone). "Nancy/Frankreich." Durchmesser 7,4 cm.

Aus dem englischen Obersinemur der Dorset-Küste wird eine ganze Reihe von Echioceraten genannt; in den entsprechenden Fossillisten treten z.B. auf Echioceras latidorsatum, Echioceras raricostatoides, Echioceras microdiscus, Echioceras costidomus, Echioceratoides vellaticum, Echioceras neum, Echioceras laevidomus, Echioceras zieteni, Echioceras crassum, Echioceras elegans, Echioceras rhodanicum. Inwieweit diese Artenvielfalt einer Revision standhalten kann, ist ungewiss.

Abbildung 11 (oben):  "Echioceras raricostatus laevidomus" = Echioceras laevodomum (QUENSTEDT, 1884). Oberster Lias beta; Frommern/Schwäbische Alb/Baden-Württemberg. Abbildungen aus Tafel 23 aus QUENSTEDTs "Ammoniten".

Abbildung 12 (oben):  8, 10 und 11: Echioceras raricostatum aus den oberster Lias beta der Balinger Gegend. 8 = 1 cm, 10 = 0,5 cm, 11 = 0,6 cm; links daneben vergrößert. Figur 9 ist ein Schwarzjura-gamma-Ammonit ("Ammonites cf. natrix oblongus, wahrscheinlich Lias gamma"). Alle verkiest. Abbildungen aus Tafel 23 aus QUENSTEDTs "Ammoniten".

Abbildung 13 (oben):  "Ammonites raricostatum costidomus", aus dem obersten Lias beta von Hechingen, Schwäbische Alb/Baden Württemberg. Beide maximal ca. 9 cm; aus der Beta-Kalkbank, also verkalkt. Abbildungen aus Tafel 23 aus QUENSTEDTs "Ammoniten".

Abbildung 14 (oben):  "Ammonites raricostatus zieteni". Schwarzjura beta. 27: ca. 4 cm, 28: 4,2 cm, 29: 3,4 cm. QUENSTEDT gibt keine Fundortangabe; die Ammoniten stammen aber sicherlich aus der Schwäbischen Alb, möglicherweise aus dem Pliensbach. Alle verkiest. Abbildungen aus Tafel 23 aus QUENSTEDTs "Ammoniten".

Zitierte Literatur

ORBIGNY, A. d' (1842-1851): Paléontologie Française. Vol. I - Céphalopodes jurassiques. 642 S., 234 Tafeln. Paris. QUENSTEDT, F. A. (1858): Der Jura. 842 S., 42 Abbildung (Textband), 230 S., 103 Taf. (Tafelband), Tübingen,
     fotomechanischer Nachdruck der Erstausgabe überarbeitet von A. E. Richter (1995), Goldschneck-Verlag, Korb.
QUENSTEDT, F. A. (1883-87): Die Ammoniten des Schwäbischen Jura. Der Schwarze Jura (Lias), Der Braune Jura,
     Der Weiße Jura. Insgesamt 1140 S., 126 Tafeln. E. Schweizerbart'sche Verlagshandlung, Stuttgart.
SCHLEGELMILCH, R. (1976): Die Ammoniten des süddeutschen Lias. 212 S., 21 Abb., strat. Tab., 52 Fossiltafeln.
     Gustav Fischer Verlag, Stuttgart.
SCHMIDT, F. A. (1850): Petrefaktenbuch, oder allgemeine und besondere Versteinerungskunde mit Berücksichtigung der
     Lagerungs-Verhältnisse, besonders in Deutschland. 174 S., 64 Tafeln. Verlag von Scheitlin & Krais, Stuttgart.

Sammlung und Fotos A.E.R.

 

 



 
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